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Zielscheibe von Trump: Fernsehmoderatorin Mika Brzezinski.

Foto: Evan Agostini/Invision/AP

Washington – US-Präsident Donald Trump scheut in seinen Angriffen auf die Medien auch vor wüsten Beschimpfungen einzelner Journalisten nicht zurück. Jüngstes Opfer ist die Fernsehmoderatorin Mika Brzezinski, die den Präsidenten am Donnerstag in einer Morgensendung scharf kritisierte.

Wenig später schoss Trump zurück, wie üblich auf Twitter. Er bezeichnete die Journalistin dabei als die "verrückte Mika mit dem niedrigen IQ".

Trump höhnte auch, Brzezinski habe vor einigen Monaten bei einem Besuch in seinem Golfclub Mar-a-Lago als Folge einer Schönheits-OP im Gesicht geblutet. Ihren Komoderator Joe Scarborough beschimpfte er als "Psycho Joe".

Obwohl sie in ihrer Sendung "Morning Joe" beim Sender MSNBC "schlecht über mich reden", seien beide Moderatoren um Neujahr herum an drei Abenden hintereinander in seinem Mar-a-Lago-Club in Florida gewesen, schrieb Trump. Dabei hätten Brzezinski und Scarborough "darauf bestanden, mit mir zusammenzukommen". Die Moderatorin habe dabei "schlimm von einem Gesichtslifting geblutet". Er habe es abgelehnt, die beiden zu treffen.

MSNBC ortet Mobbing

MSNBC konterte auf Twitter mit dem Kommentar: "Es ist ein trauriger Tag für Amerika, wenn der Präsident seine Zeit damit verbringt, zu mobben, zu lügen und schäbige persönliche Angriffe auszuspeien, statt seinen Job zu machen."

Trumps Wutattacke wurde offensichtlich durch Kommentare Brzezinskis über seinen Führungsstil ausgelöst. Sie hielt ihm unter anderem vor, per Twitter über das äußere Erscheinungsbild von Menschen herzuziehen, "jeden Tag zu lügen", die Autorität seiner Mitarbeiter zu untergraben und sie als Bauernopfer zu missbrauchen.

Wenn ein Chef bei ihrem Sender sich so verhalten würde, dann "würde diese Person gefeuert werden", sagte die Moderatorin. Es würde dann die Besorgnis herrschen, dass "die Person, die das Unternehmen leitet, den Verstand verloren hat".

Die 50-Jährige ist die Tochter von Zbigniew Brzezinski, dem kürzlich verstorbenen Nationalen Sicherheitsberater von Ex-Präsident Jimmy Carter. Ihr Komoderator, der 54-jährige Scarborough, ist ein früherer Kongressabgeordneter der Republikaner. Die beiden sind verlobt.

Update: Parteiinterne Kritik

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, nannte Trumps Attacke im Tonfall "unangemessen". Deutlicher wurden andere Parteikollegen des Präsidenten. Senator Lindsey Graham twitterte: "Mr. President, Ihr Tweet war des Amtes unwürdig und steht für das, was in der amerikanischen Politik falsch läuft." Senator Ben Sasse appellierte an den Präsidenten: "Bitte hören Sie auf. Das ist nicht normal und ist unterhalb der Würde Ihres Amtes."

Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders verteidigte Trumps Polemik hingegen. Er sei ein Präsident, "der Feuer mit Feuer bekämpft". Trump werde nicht zulassen, dass er von linksliberalen Medien oder Eliten "gemobbt" werde.

"Für kleine Hände gemacht"

Auf Trumps Gegenattacke reagierte Brzezinski unbeeindruckt. Sie stellte ein Video auf Twitter, das ein kleines Kind dabei zeigt, wie es nach Frühstücksflocken greift. "Für kleine Hände gemacht" steht dazu geschrieben. Seit dem Wahlkampf werden in den US-Medien ständig pubertär anmutende Witze über Trumps angeblich kleine Hände gerissen – eine Anspielung auf seine Penisgröße.

Trumps Attacke auf Brzezinski erinnert an seinen wüsten Ausfall gegen die TV-Moderatorin Megyn Kelly während des Wahlkampfs. Nach seiner ersten TV-Debatte als Präsidentschaftsbewerber hatte er über die Journalistin gewütet: "Man kann sehen, dass Blut aus ihren Augen herauskam, dass Blut wo auch immer bei ihr herauskam." Das wurde allgemein als Anspielung auf die Menstruation verstanden und als frauenfeindlich kritisiert. (APA, AFP, 29.6.2017)