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Kasachstan verfügt über große Mengen fossiler Rohstoffe, im Bild eine Bohrinsel im Kaspischen Meer.

Foto: REUTERS/Anatoly Ustinenko

"Future Energy", Energie der Zukunft, heißt das Motto der Expo 2017 in Astana, die im Juni ihre Pforten öffnete. Die kasachische Führung hat für das umgerechnet rund 2,6 Milliarden Euro teure Großereignis einen hypermodernen Komplex errichtet, auf dessen 25 Hektar großem Gelände die mehr als 100 Teilnehmerländer ihre teils fantastischen Visionen einer neuen, nachhaltigen Energiegewinnung präsentieren oder zumindest versuchen, den Anschein von Umweltbewusstsein zu erzeugen.

Auch Österreich rührte auf der Weltausstellung die Werbetrommel für umweltfreundliche Technologien. Die Amstettener Ertex Solar stattete das Hauptgebäude, den Kasachstan-Pavillon, für eine energieautarke Beleuchtung mit Solarpaneelen aus. Der Österreich-Pavillon setzte unter dem Motto "Mit Herz, Hirn und Muskelkraft" das Thema der heurigen Ausstellung spielerisch um: Menschlich produzierte Energie – sei es als Fahrradfahrer oder Schaukelnutzer – erzeugte Licht, Bilder oder Töne.

Fünf Millionen Besucher erwarten die Veranstalter, doch hat die Expo praktische Auswirkungen im Gastgeberland? Die Regierung zumindest geht davon aus. Während die USA aus dem Klimavertrag von Paris aussteigen, bekräftigte Kasachstans Langzeitherrscher Nursultan Nasarbajew während der Eröffnungsfeier das Bekenntnis zu nachhaltigerer Energiepolitik. Habe sich die Energieintensität der Wirtschaft in den vergangenen 25 Jahren schon halbiert, so solle sie in den nächsten Jahren um weitere 30 Prozent sinken. Das versprach zumindest Kasachstans Präsident.

Das Tempo beim Umstieg auf alternative Energien soll dabei noch erhöht werden. Bis 2030 werde der Anteil erneuerbarer Energiequellen auf mindestens 15 Prozent steigen, teilte Energieminister Kanat Bosumbajew während der Ausstellung mit. Gegenüber früheren Planungen bedeutet das eine deutliche Steigerung, denn ursprünglich sollte der Anteil erneuerbarer Quellen an der Stromproduktion in der Zeit von derzeit 0,94 Prozent auf nur zehn Prozent steigen.

Reich an fossilen Rohstoffen

Auf Basis der Expo soll zudem in Astana ein "Zentrum zur Förderung grüner Energien" entstehen. Der praktische Nutzen muss sich noch erweisen, denn Kompetenzen und Finanzierung sind bislang zumindest in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt.

Für Kasachstan bedeutet allein die Orientierung auf Sonne, Wind und Wasser schon einen gewaltigen Sprung. Der zentralasiatische Staat verdankt seine gegenüber den Nachbarn relativ starke Wirtschaftskraft dem Reichtum an fossilen Rohstoffen. Öl, Gas und Kohle, aber auch Uran gibt es in Kasachstan. Zusammen entsprechen diese Lagerstätten rund vier Prozent der weltweiten konventionellen Energieressourcen.

Erste Ansätze gibt es bereits: Im Norden des Landes, gut 150 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wurde der Windpark Ereymentau mit einer Kapazität von 50 Megawatt eingerichtet. Gerade in der oft stürmischen Steppe Nordkasachstans ist das Potenzial der Windenergie gewaltig. Im energiedefizitären Süden hingegen könnte Solarkraft Abhilfe schaffen. Das Potenzial der Sonnenergie wird auf 2,5 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr geschätzt, derzeit werden über Photovoltaik allerdings weniger als 60 Megawatt Strom erzeugt.

Immerhin: Ende 2012 wurde eine Fabrik für Solarzellen in Astana eingeweiht, die beim Aufbau der Solarenergie helfen soll. Und Kasachstan ist auf dem Sprung: In den nächsten drei Jahren sollen mehr als 100 Anlagen zur Generierung erneuerbarer Energien entstehen. Die Gesamtleistung beträgt 1700 Megawatt, ein Vielfaches dessen, was es bislang gibt.(André Ballin aus Astana, 29.6.2017)