Wien – Nach den letzten Plenardebatten und U-Ausschuss-Sitzungen wird das Parlamentsgebäude im Juli für eine umfangreiche Sanierung in den kommenden Jahren seine Pforten schließen – Zeit für Parlamentarier und Mitarbeiter, "Auf Wiedersehen" zu sagen. "Dieser Abschied tut nicht weh", erwarte das Haus doch eine "Auffrischung", tröstete Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) bei einer Feier am Montag.

Das Haus "hat sich vielleicht auch eine kurze Pause verdient", seien doch seit der Eröffnung mehr als 130 Jahre vergangen, meinte Bures vor zahlreichen Mitarbeitern und (Ex-)Politikern in der Säulenhalle des Parlaments. Das Parlament bedeute allerdings "mehr als die Jahre, die es hier steht", erklärte Bures anhand eines Streifzugs durch die Geschichte, das Hohe Haus sei "der sichtbarste und wichtigste Ort unserer Demokratie". Alle, die im Haus wirken, tragen zum Bestehen des Parlamentarismus und der Demokratie wesentlich bei, unterstrich Bures: Die Abgeordneten erfüllten ihre Aufgabe "sehr engagiert", das funktioniere aber nur mit der Unterstützung der Mitarbeiter der Parlamentsdirektion, und ebenso brauche demokratische Politik Journalismus, der erst Öffentlichkeit schafft – "alle Teile gemeinsam machen das Parlament in seiner Gesamtheit aus".

Präsentiert und auszugsweise von Schauspielern vorgetragen wurde dabei auch das Buch "Mein Parlament", in dem Journalisten und Fotografen, die in ihrer Arbeit mit dem Gebäude ebenso wie mit der Institution über die Jahre zu tun hatten, Erinnerungen und Gedanken festhalten.

Politiker und Mitarbeiter kamen dagegen in einem Kurzfilm zu Wort, was sie mit dem Haus verbindet, aber auch, was sie aus dem Parlament gerne so mitnehmen würden – "kein Staatseigentum", riet Alt-Bundespräsident Heinz Fischer mit einem Augenzwinkern. Der frühere Parlamentschef ließ sich die Abschiedsfeier auch persönlich nicht entgehen, ebenso gekommen war etwa sein Nachfolger als Nationalratspräsident, Andreas Khol (ÖVP).

Es sei schon "eine besondere Ehre, so einen Ort seinen Arbeitsplatz nennen zu dürfen", zeigte die scheidende Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) ein bisschen Wehmut. Das Haus sei zwar in manchen Bereichen in die Jahre gekommen, habe aber "nichts an Charme eingebüßt". Dennoch sei man gespannt auf das, was nun komme.

Am 13. Juli wird noch im alten Parlamentsgebäude in einer Sondersitzung des Nationalrats der Neuwahl-Beschluss gefasst. Der Umzug in die Pavillons am Heldenplatz, die als Übergangsquartier dienen, ist unterdessen aber schon in vollem Gange. (APA, 26.6.2017)