In einem Punkt wäre die Bildungsreform spannend. Aber "Modellregionen"?

FOTO: APA/HARALD SCHNEIDER

Ich halte sie für keinen großen Wurf. Die Bildungsreform ist wohl wieder nur ein neues Schild, das auf ein veraltetes und verstaubtes System genagelt wird, um den Eindruck zu erwecken, es würde sich wirklich etwas bewegen. Das kennen wir von den Hauptschulen, die im Wesentlichen unverändert weiterwurschteln wie bisher, aber jetzt steht "Neue Mittelschule" drauf. Das dürfte gerade im Trend liegen, denn schließlich beruhigen sich konservative Kreise gerade wieder einmal mit dem vorangestellten Eigenschaftswort "Neue". Im Wesentlichen also Verpackungsdesign.

In einem Punkt wäre – mit Betonung auf wäre – die Bildungsreform spannend, denn eine Schule für alle, die für manche wahrlich aus der roten Hölle stammende Idee der Gesamtschule, könnte ein echter Meilenstein in eine gute Richtung sein. Wenn da nicht das Wörtchen "Modellregion" wäre.

Gewerbeordnung in "Modellregionen"?

Das bedeutet: Eine Schule für alle Kinder ist gesellschaftpolitisch zwar wichtig, gilt aber nicht überall, sondern nur in "Modellregionen". Man stelle sich vor, die Erkenntnis, bei Ampel-Rot stehen zu bleiben, wäre zwar durchgesetzt, aber würde nur in "Modellregionen" gelten. Oder eine flexible Gewerbeordnung wäre beschlossen, sie würde aber nur in "Modellregionen" gelten.

Was in "Modellregionen" eingeführt wird, wird also nicht wirklich eingeführt, sondern scheint nur eine – vielleicht sogar gut gemeinte – Ausnahme von der sonst immer noch gültigen Norm zu sein. Schlimm, wenn das Schule macht: Ehe für alle, Steuererleichterung, Sozialversicherungsreform und vieles mehr. Was, wenn das alles nun nur in "Modellregionen" eingeführt wird? Wir haben also eine Gesamtschule, aber nur ein "bisserl". Wir sind in Österreich. Und da haben wir die Kultur des schamhaften Eventuell-schon-aber-dann-doch-nicht-Reformierens zur Perfektion getrieben. Das verdammte "bisserl" – schon wieder! (Bernhard Jenny, 22.6.2017)