Für Emmanuel Macron ist der Schaden beträchtlich. Im Unterschied etwa zu François Fillon oder Marine Le Pen, die im Präsidentschaftswahlkampf stur weitermachten, hat er zwar selbst die Konsequenzen aus seinen Affären gezogen. Sie betreffen nicht direkt ihn oder seine Partei La République en Marche (LRM).

Trotz allem wird der Gesamteindruck zurückbleiben, dass es nur einen Monat dauerte, bis die als so tadellos gerühmte Staatsspitze um Macron in den Strudel der "affaires" gerät. Das ist für den Staatschef gravierender als der Wechsel in vier Schlüsselministerien, darunter Justiz oder Verteidigung. Der Präsident, der so viel auf seine Kommunikation und sein Image hält, wirkt plötzlich wie ein normaler Politiker, ein normaler Präsident. Seinen Heiligenschein in den Wolken zurücklassend, die ihn ins Élysée getragen hatten, ist Macron im Politalltag gelandet.

Das hat auch sein Gutes nach einer gewissen Verklärung – die sich am Sonntag auch darin zeigte, dass in der Nationalversammlung teils völlig unbekannte Kandidaten nur deshalb gewählt wurden, weil sie für Macron antraten. Die politische Realität gewinnt in Frankreich die Oberhand. Macron steht vor äußerst schwierigen, heiß umstrittenen Dossiers wie der Arbeitsmarktreform oder der Verewigung des Anti-Terror-Notrechts. Noch führt er das Szepter. Aber er weiß nun auch: Ohne Widerstände, per Zauberhand, wird es für ihn nicht gehen. (Stefan Brändle, 21.6.2017)