Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben in Deutschland in Zukunft Anspruch auf ein einmal durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist jetzt zusammen mit einer Versicherteninformation in Kraft getreten.

Die Ruptur (Aufreißen; Anm.) eines Bauchaortenaneurysmas zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen. "Das Tückische an der Erkrankung liegt darin, dass die Aussackung des größten Gefäßes im Bauchraum – dem sogenannten Aneurysma – meist keine Beschwerden verursacht", sagt Thomas Fischer, stellvertretender Leiter der Sektion Radiologie bei der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums am Institut für Radiologie am Campus Charite in Berlin-Mitte. "Die Betroffenen ahnen nichts von der Gefahr, in der sie sich befinden." Reiße die Bauchaorta jedoch, könne der Patient innerhalb kurzer Zeit innerlich verbluten.

"Mittels Ultraschall ist ein Bauchaortenaneurysma von einem erfahrenen Untersucher jedoch leicht bei einer Früherkennungsuntersuchung zu diagnostizieren", sagt Fischer. Dabei misst der Arzt mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser des Blutgefäßes. "Bei einem Durchmesser ab 5,5 Zentimetern ist das Risiko für ein Reißen des Gefäßes recht hoch, so dass wir den Patienten dann zu einem operativen Eingriff raten."

Regelmäßige Kontrollen

Bei kleineren Aneurysmen sei es empfehlenswert, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen. So könne überprüft werden, ob sich diese weiter ausdehnen. Wenn das der Fall sei, würde gegebenenfalls ein minimalinvasiver oder offener operativer Eingriff durchgeführt – und so möglicherweise das Leben eines Betroffenen gerettet.

Für das Screening sollten die Untersucher eine nachweisbare Qualifikation haben. Es gehe nicht nur darum, allein den Durchmesser der Bauchaorta zu bestimmen, sondern auch einen Einriss oder ein Aneurysma des Gefäßes frühzeitig zu erkennen. Auch wenn Männer häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen seien als Frauen, sollten nach Ansicht der deutschen Ultraschall-Experten auch sie von der Vorsorgeuntersuchung profitieren können. "Darüber hinaus wäre es ratsam, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil – beispielsweise Personen mit einer Fettstoffwechselerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und starke Raucher ab dem 55. Lebensjahr – in das Vorsorgescreening einzuschließen", sagt Fischer.

Honorare klären

Bis das Screening-Angebot zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas auf Krankenschein von Männern ab 65 Jahren in Deutschland wahrgenommen werden kann, dauert es jetzt noch bis zu sechs Monaten. Es müssen erst die Honorarfragen für die auf diesem Gebiet aktiven Ärzte geklärt werden. Dafür stehen sechs Monate zur Verfügung.

Sechs Prozent der über 60-Jährigen weisen ein solches Aneurysma auf. In Österreich spricht man von jährlich auftretenden 9.000 behandlungsbedürftigen Aortenaneurysmen. Man rechnet, dass zehn von 100.000 Menschen daran erkranken. Ein Screening-Programm gibt es in Österreich nicht. (APA, 21.6.2017)