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Spielt in der Arena: Steven Ellison aka Flying Lotus.


Foto: AP / Casey Rodgers

Der Begriff Schwebezustand ist es wohl, mit dem die Gedankenwelt wie der Musikgeschmack von Steven Ellison am besten charakterisiert werden können. Der 1983 in Los Angeles geborene Musiker, aufgewachsen im nahen San Fernando Valley, hat dabei schon rein familiengeschichtlich ganz fixe Koordinaten, die seine Arbeit bis heute beeinflussen und befruchten.

Ellison tritt künstlerisch als Flying Lotus in Erscheinung, bevorzugt mit der Produktion von Sounds, die sich gegen Stilschubladen wehren. Das Gespür fürs Musizieren liegt jedenfalls in den Genen: Die Großtante Alice Coltrane war Jazzpianistin. Oma Marilyn McLeod wiederum war Songschreiberin für das Motown-Label. Durch Cousin Ravi Coltrane kam Flying Lotus schon früh mit anderen Hip-Hop-Funkjazz-Fusionisten in Kontakt – darunter auch Thundercat aka Stephen Brunerwie, mit dem er am Donnerstag in der Arena auftritt.

Ellisons erste Liebe galt aber dem Film, in L. A. besuchte er zwei Filmschulen, bis ihn die Faszination für den Westküsten-Hip-Hop eines Snoop Doggy Dog zu eigenen Taten anfixte: 2006 erschien das Debütalbum 1983, zwei Jahre danach Los Angeles, nochmals zwei Jahre dauerte es bis Cosmogramma, auf dem auch Radiohead-Mastermind Thom Yorke mitwirkte: kosmisch-psychedelische Klangkaskaden mit schweren Bassläufen und gebrochenen Beats, eine Platte, die zum Vorbild für britische Dupstep-Produzenten wurde.

Schon 2008 hatte Flying Lotus sein eigenes Label Brainfeeder gegründet, seine eigenen Alben wurden auf Warp Records veröffentlicht: Under The Quiet Comes (2012) und You're Dead! (2014). Obwohl Flying Lotus oft betont, eigentlich lieber ein Mainstreamkünstler sein zu wollen, bleibt er so doch Sound-Avantgarde im besten Sinn. Inzwischen hat er auch etliche Filme realisiert, heuer wurde die Horrorkomödie Kuso beim Sundance Film Festival uraufgeführt. (dog, 20.6.2017)