Familienministerin Sophie Karmasin lobte Microsoft für Maßnahmen, die Familie und Job besser vereinbar machen.

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Nach Ansicht von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) verschaffen sich familienfreundliche Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Fluktuation, Krankenstandstage und Fehlzeiten seien in solchen Firmen geringer, die Motivation höher und die Atmosphäre besser, sagte die Ministerin am Montag.

"Familienfreundlichkeit als Wirtschaftsfaktor"

Flexiblere Arbeitszeiten könnten zu mehr Familienfreundlichkeit beitragen, wenn etwa Mütter mehrere Tage am Stück länger arbeiten, dafür dann aber drei oder vier Tage freihaben, so die Ministerin bei einer Diskussion zum Thema "Familienfreundlichkeit als Wirtschaftsfaktor". Gleichzeitig mahnte Karmasin "Schutzmechanismen" ein, damit flexiblere Arbeitszeiten nicht zulasten der Familie gingen oder den Beschäftigten aufgezwungen würden. Das Thema Arbeitszeitflexibilisierung wird derzeit von den heimischen Sozialpartnern verhandelt.

Als gut funktionierendes Beispiel für ein Unternehmen, in dem die Vereinbarkeit von Job und Familie gut möglich sei, führte Karmasin den Technologiekonzern Microsoft ins Treffen. Jedes Meeting bei Microsoft sei ein Skype-Meeting, das von überall aus geführt werden könne und so auch Eltern mit Betreuungspflichten die Teilnahme möglich mache, sagte Microsoft-Österreich-Chefin Dorothee Ritz. Der Konzern lebt nach eigenen Angaben eine sehr freie Kultur ohne fixe Arbeits- oder Präsenzzeiten. Selbst die Arbeitsplätze seien nicht fix zugeteilt, da die Mitarbeiter viel unterwegs seien oder von zu Hause aus arbeiteten, meinte Ritz.

"Stay connected breakfasts"

Für Mütter in Karenz bietet Microsoft sogenannte "stay connected breakfasts" an, damit sie auch während der Karenzzeit den Anschluss nicht verlieren. Auch Auszeiten wie "Sabbaticals" oder "Jobsharing", wo sich zwei Personen eine Vollzeitstelle teilen, seien inzwischen Usus. Doch auch bei Microsoft sind Karenzen nach wie vor Frauensache. Das Unternehmen gewährt Vätern zwei Wochen bezahlten Sonderurlaub nach einer Geburt, wovon viele auch Gebrauch machten, eine längere Karenz komme bei Männern aber kaum vor. Das würde sich wohl nur ändern, wenn einer damit anfange: "Gelebte Vorbilder haben die stärkste Wirkung", so Ritz.

Trotz zahlreicher Modelle und Angebote für Beschäftigte sei Microsoft kein "Wohltätigkeitsverein", gab Ritz unumwunden zu. Die Leistung werde abgefragt, die Ziele müssten erfüllt werden. Und nicht jeder Mitarbeiter käme mit dieser freien Kultur ohne fest vorlegte Strukturen klar, räumte die Microsoft-Chefin ein. (APA, 19.6.2017)