Michael Treichl bei einer Hauptversammlung im Jahr 2010.

Foto: Matthias Cremer

London/Wien – Es war eine imposante Karriere, die Michael Treichl hinlegte und die am Freitag tragisch endete. Als Sohn des früheren CA-Chefs Heinrich Treichl war ihm das Bankgeschäft ebenso wie seinem Bruder Andreas quasi in die Wiege gelegt worden. Nach Jus-Studium und Harvard Business School dockte Treichl bei verschiedenen Investmentbanken in den USA an. Lazard, Merrill Lynch und Warburg zählten zu seinen Stationen, bevor er sich als Vermögensverwalter und Private-Equity-Invstor etablierte.

Seit 2005 leitete Michael Treichl die Audrey Capital Advisers, die im hohen Finanzgeschäft mit Hedgefonds zusammenarbeitet. Über die Jahre sammelte er offenbar ein beträchtliches Vermögen an. Zumindest deutete der Lebensstil darauf hin: 2001 erwarb Treichl das historisch bedeutsame Anwesen Parnham House in der südenglischen Grafschaft Dorset. Kauf und Renovierung sollen einen zweistelligen Millionenbetrag in Pfund ausgemacht haben. Homestorys gab es in britischen Medien zuhauf. Michael hatte keine Scheu, seinen Reichtum öffentlich zu zeigen. Teure Autos, Mitgliedschaft im Londoner Tennisverein Queen's Club, Heli-Skiing, Großwildjagd. Auch sonst unterschied den älteren Treichl, geboren 1948, einiges von seinem Bruder Andreas.

Gemeinsamkeiten gab es natürlich auch. Die Treichls teilten beispielsweise ihre Leidenschaft für Musik und Jagen. Wobei Michael die Überlegenheit des jüngeren Bruders am Klavier stets neidlos anerkannte.

Doch es war ausgerechnet Parnham House, das Treichl im heurigen Frühjahr in die Schlagzeilen brachte. Das Anwesen, ein Tudor-Haus, in dem während des Zweiten Weltkriegs die Vorbereitungen für den D-Day getroffen worden sein sollen, brannte im April bis auf die Steinfassaden ab. Der Banker wurde kurzfristig festgenommen, aber nach Befragung durch die Polizei ohne Kaution auf freien Fuß gesetzt.

In Österreich hat Treichl, verheiratet mit Frau Emma, mit der er zwei Kinder hat, weniger Spuren hinterlassen. Engagements bei HTM (Head-Tyrolia-Mares) und Meinl International Power, bei der auch Karl-Heinz Grasser tätig war, waren in seiner Liga eher kleinere Deals. Am Freitag beging Michael Treichl nach schwerer Depression im Genfer See Selbstmord. (red, 19.6.2017)