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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde am Samstag von Papst Franziskus empfangen.

Foto: REUTERS /OSSERVATORE ROMANO

Vatikanstadt – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde am Samstag von Papst Franziskus empfangen. Mit dem Empfang der Kanzlerin brach das katholische Kirchenoberhaupt mit einem ungeschriebenen Gesetz im Vatikan: Eigentlich werden keine Spitzenpolitiker im Wahlkampf empfangen. Der Kirchenstaat ist in solchen Fällen um Neutralität bemüht.

Merkel fühlt sich vor dem G-20-Gipfel in Hamburg bestärkt durch den Papst. "Insgesamt war es für mich ein sehr ermutigendes Gespräch", sagte die Kanzlerin am Samstag nach einer Privataudienz beim katholischen Kirchenoberhaupt. Der Papst habe sie bestärkt, ihren Einsatz für das Pariser Klimaabkommen und den Kampf gegen die Armut in Afrika fortzusetzen. Der Pontifex habe es "sehr begrüßt", dass die Zukunft Afrikas in diesem Jahr einer der Schwerpunkt sein werde.

US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich den Ausstieg seines Landes aus dem Klimaabkommen angekündigt – eine Woche nach einer Audienz beim Papst, der ihm bei dem Treffen eine Ausgabe seiner Umwelt-Enzyklika überreicht hatte. Die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer kommen am 7. und 8. Juli in Hamburg zusammen.

Kohl als "großer Staatsmann"

Franziskus habe auch seine Anteilnahme wegen des Todes von Altkanzler Helmut Kohl geäußert. "Zu Beginn hat der Papst seine Anteilnahme bekundet angesichts des Todes von Helmut Kohl und ihn als großen Staatsmann gewürdigt", sagte Merkel nach dem etwa 40-minütigen Vier-Augen-Gespräch mit dem Papst.

Nach Angaben des Vatikans sprachen Merkel und der Papst auch über die globale Bedrohung durch den Terrorismus und die Verantwortung der Weltgemeinschaft, die Armut und den Hunger in der Welt zu bekämpfen.

Es war bereits Merkels vierte Privataudienz beim Papst und ihre sechste persönliche Begegnung mit dem Oberhaupt der Katholiken. Nur die frühere argentinische Präsidentin Cristina Kirchner wurde noch öfter vom Papst empfangen. Zuletzt trafen sich Merkel und Franziskus im März beim Empfang der EU-Staats- und Regierungschefs im Vatikan.

Papst Franziskus hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in ihrem Einsatz für den Frieden gestärkt. "Für die Arbeit, die Sie für den Frieden tun", sagte Franziskus nach der rund 40-minütigen Privataudienz am Samstag in Rom und überreichte ihr eine Medaille mit einem Olivenzweig. Als Gastgeschenk überreichte Merkel dem Papst am Samstag eine Beethoven-CD-Sammlung. Franziskus schenkte der CDU-Chefin unter anderem eine Ausgabe seiner Enzyklika "Laudato si". Der Papst hatte die Kanzlerin in der Vergangenheit für ihren Umgang mit der Flüchtlingskrise gelobt, auch in der Klimapolitik liegen beide auf einer Linie.

Nach der Privataudienz führte Merkel noch Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem "Außenminister" des Vatikans, Paul Gallagher.

Die Kanzlerin war am Freitag mit ihrem Mann Joachim Sauer nach Rom gereist, wo sie am Abend die Nachricht von Kohls Tod erreichte. Sie strich daraufhin den geplanten Besuch einer Ausstellung im Vatikan über die Menorah, den siebenarmigen jüdischen Leuchter. Am Samstag holte Merkel dies nach. Die Ausstellung wurde gemeinsam von den Vatikanischen Museen und dem Jüdischen Museum in Rom organisiert. (APA, 17.6.2017)