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Eine gut erhaltene Wohnung in Wien-Simmering landete nach ihrer Renovierung bei einem hohen Manager des Österreichischen Integrationsfonds.

Foto: dpa / Jens Kalaene

Wien – Bei den Hausdurchsuchungen in der Causa Immobilienverkäufe des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden auch Unterlagen sichergestellt, die einen Blick auf den Verkauf einer Wohnung an einen aktuellen Integrationsfonds-Manager zulassen. Der Mann ist, notabene, nicht Beschuldigter; für alle Involvierten gilt die Unschuldsvermutung.

Es geht um eine Wohnung in Wien-Simmering, 70 Quadratmeter groß und bis März 2007 an einen seit längerem in Österreich lebenden Flüchtling vermietet. Mietpreis für die zwei Zimmer, Vorzimmer im dritten Stock ohne Lift: 275,45 Euro, inklusive Betriebskosten). Am 31. Jänner 2007 kündigte der Mieter die Wohnung von sich aus – mit der Begründung, arbeitslos geworden zu sein und sich die Wohnung nicht mehr leisten zu können. Zudem bitte er um Verkürzung der dreimonatigen Kündigungsfrist.

Verkauf oder nicht

Beim damals zum Innenministerium ressortierenden ÖIF, der für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig war, damals aber begonnen hat, seine Immobilien zu verkaufen, war man nicht rasend entgegenkommend. "Die vertraglichen Vereinbarungen sind einzuhalten", hieß es in einer E-Mail des ÖIF an die Hausverwaltung, "kulanterweise wäre eine Verkürzung um einen Monat, also bis 31. 3. 2007 tragbar". Zur "weiteren Vorgangsweise" beauftragte der ÖIF die Hausverwalter (auch sie gehörten später zum Kreis der Immobilienkäufer) mit einer Besichtigung der Bleibe, um entscheiden zu können, "ob Verkauf oder nicht". Die Frage war am 15. März beantwortet: Die Wohnung war, laut ÖIF, in einem "sehr guten Wohnzustand", daher "werden wir keine Sanierung durchführen". Angeschlossen: die "Bitte um Abwicklung des Wohnungsverkaufs".

Zweieinhalb Monate später sah die Sache wieder anders aus. Der ÖIF legte laut einer E-Mail an die Hausverwaltung die Wohnung doch "nicht in die Verkaufsschiene", nun sollte sie "wegen interner Umstrukturierungen" vom Fonds selbst genutzt werden. Und, siehe da, nun waren auch "einige Sanierungsarbeiten vonnöten". Strom und Wasser wurden am 5. Juni 2007 auf den ÖIF angemeldet, die Arbeiten konnten beginnen.

"Dienstwohnung" verkauft

Ein Jahr später, im Juni 2008, musste laut ÖIF-Unterlagen ein Rohrgebrechen behoben und die undichte Therme repariert werden, die Rechnung (806,23 Euro) landete bei der Versicherung.

Am 30. Juli meldete sich dann der hohe ÖIF-Manager und fragte nach Betriebskosten und Plänen der Wohnung. Im Dezember suchte er den Kaufvertrag für die Wohnung, den aber weder Hausverwaltung noch ÖIF fanden.

Inzwischen diente die Wohnung laut Schreiben als "Mitarbeiterwohnung", und im Jänner 2009 wurde es daselbst kalt (14 Grad): Die erst wenige Monate zuvor installierte neue Therme (Kostenpunkt: 3529,31 Euro) sei kaputt, so informierte der ÖIF-Manager den Hausverwalter.

Einen Monat später gehörte die Wohnung ihm. Das erschließt sich aus einer E-Mail der Hausverwaltung an die Wien Energie: Der ÖIF-Manager sei ab Februar 2009 "neuer Eigentümer", heißt es darin. Der Kaufpreis für die Simmeringer Bleibe ist nicht kolportiert. (Renate Graber, 17.6.2017)