Wie soll es mit der Schulreform weitergehen?

Foto: Standard/Matthias Cremer

Die Schulreform: ein langer Weg ohne Ende – so fühlt es sich für Schüler, Lehrer, Eltern und vielleicht auch für so manchen Politiker an. Die Koalitionspartner haben sich auf einige Punkte geeinigt: Schulcluster, Schulleitung, Schülerhöchstzahl, Schulverwaltung und Modellregionen für die Gesamtschule sollen im Schulautonomiepaket enthalten sein. Die Grünen stimmen dem Paket nun auch zu.

Die Idee der Gesamtschule: Kinder sollen nicht bereits nach vier Jahren Volksschule in Gymnasium und Neue Mittelschule aufgeteilt, sondern bis zur achten Schulstufe gemeinsam unterrichtet werden. Kinder hätten damit die Möglichkeit, ihre Talente, Stärken und Potenziale acht Jahre zu entdecken und zu entwickeln, bevor sie sich entscheiden müssen, wie die schulische oder berufliche Laufbahn weitergehen soll.

Potenzial ausschöpfen

Bereits 2006 kam eine Studie der Volkswirtin Nicole Schneeweis an der Uni Linz zu dem Ergebnis, dass eine Gesamtschule die Gesamtleistung steigert. "Schüler, deren eigener Status hoch ist, sind weniger beeinflusst. Bei Schülern mit geringerem Status ist der Effekt der Mitschüler größer. Diese kompensieren quasi das, was die Eltern der Schwächeren nicht leisten können", so Schneeweis. Für eine spätere Verteilung der Kinder auf die unterschiedlichen Schulformen spricht sich auch Andreas Schleicher von der OECD aus. Denn so können negative Einflüsse des sozialen Herkunftsmilieus länger kompensiert werden.

Dennoch wird immer wieder damit argumentiert, dass gute Schüler durch eine Gesamtschule nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können und das Niveau so nach unten nivelliert werde. ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel sprach sich bereits mehrfach gegen die Gesamtschule aus. Er will das Gymnasium keinesfalls abschaffen und nicht alles über "einen Kamm scheren". Auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz stellte sich gegen die Ausweitung der Modellregionen für die Gesamtschule, was Alexander Pollak, Pressesprecher von SOS Mitmensch, nicht nachvollziehen kann, wie er auf Twitter schreibt:

Gesetzesentwurf und Schulsystem neu denken

Um den Gesetzesentwurf durchzubringen, benötigt die Regierung eine parlamentarische Zweidrittelmehrheit. Die wird nun mit den Grünen erreicht. Für die Grünen ist die Umsetzung von Modellregionen für die Gesamtschule ein wesentlicher Punkt, um für den Gesetzesentwurf zu stimmen. Ein Grund, warum diese mit der Zustimmung zögerten, war die Abstimmungsmodalität. Das Bildungspaket sieht nun lediglich eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen vor, es müssen aber mindestens ein Drittel der Stimmberechtigten zustimmen – mehr zu den Eckpunkten des Übereinkommens in "Bildungsreform: Regierung einigt sich mit den Grünen".

Ein User plädiert dafür, das Schulsystem grundsätzlich neu zu denken:

Wo sehen Sie Vor- und Nachteile bei der Gesamtschule?

Würden Sie für die Einführung der Gesamtschule stimmen? Wie ist Ihre Meinung zum geplanten Schulreformpaket? Was läuft in der Schule Ihres Kindes gut, was weniger gut? (Judith Handlbauer, 19.6.2017)