Ein Confed Cup hebt an.

Foto: APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV
Foto: Standard

Moskau – Der Weltmeister kommt im Probegalopp ein Jahr vor der Titelverteidigung fast ohne Weltmeister aus. In Joachim Löws 21-köpfigem Aufgebot sind es mit Shkodran Mustafi, Julian Draxler und Matthias Ginter nur drei Mann, die im Sommer 2014 zumindest zum deutschen Kader für Basilien gehörten. Löw sieht die bis 2. Juli dauernde Veranstaltung mit Spielen in vier der elf für die WM erwählten Stadien (St. Petersburg, Moskau, Kasan, Sotschi) als "Perspektivturnier". Teammanager Oliver Bierhoff hatte das Event zuletzt als "terminlich unglücklich" bezeichnet. Spieler europäischer Spitzenklubs pflegen um diese Zeit schließlich zu urlauben.

Dabei

Immerhin bietet Europameister Portugal, in Gruppe A mit Gastgeber Russland, Gold-Cup-Sieger Mexiko und Ozeanien-Meister Neuseeland, nahezu alle Stars auf, darunter Cristiano Ronaldo, der auch wegen seiner steuerlichen Brösel im Fokus steht. Chile, der südamerikanische Champion, der in Gruppe B neben den Deutschen noch Afrika-Champion Kamerun und Asienmeister Australien bespielt, tritt an, "um zu gewinnen" , wie Teamchef Juan Antonio Pizzi sagte. Zu diesem Behufe führen Arsenals Alexis Sanchez und Bayerns Arturo Vidal eine Mannschaft an, die als die beste gilt, die Chile jemals aufbieten konnte. Und dass die Russen unter Teamchef Stanislaw Tschertschessow ihr Möglichstes für einen Heimerfolg tun müssen, versteht sich von selbst. Präsident Wladimir Putin könnte ein Versagen der Sbornaja, die am Samstag in St. Petersburg die zehnte "Mini-WM" gegen Neuseeland eröffnet, nur schwer verzeihen.

Geht es nach dem Weltfußballverband (Fifa), dann wird es im Verhältnis zur Anzahl der Spiele so viel Fußball wie noch nie zu sehen geben. Marco van Basten, früher einer der weltbesten Stürmer, heute leitender Beauftragter der Fifa für technische Entwicklung, rief quasi das Unternehmen Nettospielzeit aus.

Wann die Stunde schlägt

Die liegt derzeit bei Pflichtspielen bestenfalls bei knapp einer Stunde. Van Basten will die Zeit, in der die Kugel tatsächlich rollt, deutlich verlängern. "Die Zuschauer wollen Fußball sehen – und nicht darauf warten. Am Ende sollen alle Spiele mehr oder weniger die gleiche Nettospielzeit haben", sagte der 52-Jährige.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Schiedsrichter verstärkt auf Zeitschinderei bei Verletzungen und Auswechslungen achten. Auch die Regel, dass der Goalie den Ball nur sechs Sekunden festhalten darf, soll strenger ausgelegt werden. Ebenso soll ausschweifender Jubel nach Toren stärker in die Nachspielzeit einfließen, genau wie die Zeit, die beim Einsatz des Videobeweises verstreicht.

So wie die neue Regel mit dem Video Assistant Referee (VAR) gehandhabt wird, ist mit Nachspielzeiten zu rechnen, die weit über den derzeit üblichen drei bis sechs Minuten liegen. Sollte eine Schiedsrichterentscheidung nach dem Einschreiten von einem der drei Assistenten vor den Bildschirmen (zwei Schiedsrichter, ein Linienrichter) revidiert werden, wird dessen Erkenntnis den Zuschauern im Stadion auf der Videoleinwand erklärt. Dabei wird sich der Referee auf dem Platz nicht immer selbst die Szene noch einmal anschauen. Nur wenn es der VAR für nötig hält, sich mit dem Schiedsrichter abzusprechen oder ihn mit TV-Bildern zu überzeugen. (sid, red, 15.6.2017)