Wien – Dass ein Regierungsmitglied Projektideen über einen Tweet veröffentlicht, war hierzulande bislang unüblich. Ein Novum, das sich nun Thomas Drozda (SPÖ) ans Revers heften darf. "#Fotografie eine d popul. Kunstformen d 20/21 Jhds. Plädiere f d Schaffung e Fotomuseums in dem d Sammlungen d Republik gezeigt werden", twitterte der Kunstminister in der Nacht auf Mittwoch um drei Uhr Früh. Bis sieben Uhr morgens hatten zwei seiner 3346 Follower dieses Ansinnen positiv bewertet.

Die Idee ist weniger neu, als man annehmen würde. Zum einen kursieren dazu hinter den Kulissen seit Monaten Gerüchte. Zum anderen hatte sich damit schon Drozdas Vorgänger Josef Ostermayer befasst. Eine Hauptrolle spielte dabei Peter Coeln und seine etwa 100.000 Exponate umfassende Privatkollektion. Im Sommer 2015 machte der "Fotofürst" seinen "Traum eines nationalen Hauses der Fotografie" dem damaligen Amtsinhaber schmackhaft, wie aus einem "Zeit"-Artikel (24.8.2015) hervorgeht.

Erste Gespräche 2015

Coeln würde seine kostbare Sammlung stiften, die sodann mit anderen Beständen aus Bundesbesitz vereint "ein imposantes Fotomuseum füllen könnten". Lediglich die dafür benötigte Infrastruktur müsste von der öffentlichen Hand beigestellt werden. Dem Vernehmen nach sollen die Verhandlungen dazu recht weit gediehen gewesen sein. Mit Werner Faymanns Rücktritt und Ostermayers daraus resultierende Abberufung im Mai 2016 ward das Projekt vorerst auf Eis gelegt.

Die Bestände in Bundesbesitz umfassen einerseits die in Salzburg beheimatete und etwa 11.700 Einzelarbeiten von 520 Kunstschaffenden umfassende Fotosammlung des Bundes sowie jene, die in Bundesmuseen verwahrt werden. Etwa in der Albertina, wo Klaus-Albrecht Schröder in seinem ersten Dienstjahr die Fotosammlung begründete, die seither um umfangreiche Dauerleihgaben (Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Verlag Langewiesche) und Neuankäufe erweitert wurde.

Salzburg oder Wien

Die Fotosammlung des Bundes sollte ab 2018 im neu zu errichteten Depot im Museum der Moderne eine "neue" Heimat finden. Dem Vernehmen nach soll es hier zwischen Land und Bund zu Unstimmigkeiten bezüglich der Kostenübernahme gekommen sein. Die Ausschreibung für die Depoteinrichtung soll noch 2017 finalisiert sein. Aktuell zog Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) etwa eine künftige Präsentation im Rupertinum in Erwägung, wie die "Salzburger Nachrichten" (14.4.) berichteten.

Soweit der Plan, der womöglich einer Aktualisierung bedarf. Dienstagabend hielt Thomas Drozda anlässlich der Ausstellungseröffnung ("Österreichische Fotografie 1970-2000, bis 8.10.) eine Rede, die er später auszugsweise auf Facebook veröffentlichte und sowohl an die Albertina und das Museum der Moderne adressierte. Auch hier plädierte er "für die Schaffung einer Institution, in der sowohl die Sammlungen der Republik als auch private Sammlungen gezeigt werden können".

Aus dem Ministerium selbst waren dazu aktuell keine Details in Erfahrung zu bringen: weder den künftigen Standort betreffend, noch welche Museumsbestände zugunsten des künftigen Fotomuseums gewissermaßen "geplündert" werden. Es sei noch nichts entschieden, erklärt Drozda-Sprecher Nedeljko Bilalic auf Anfrage. (Olga Kronsteiner, 15.6.2017)