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Um die Krisenbanken in Venetien zu retten, soll nach dem Willen der Regierung in Rom die Mailänder Großbank Unicredit zur Rettung mit an Bord geholt werden.

Foto: Reuters/Bianchi

Mailand – Sollte es in den nächsten Tagen nicht zu einer Kapitalspritze in der Höhe von 1,25 Milliarden Euro für die Volksbanken von Vicenza (BPVI) und Veneto Banca kommen, droht dem italienischen Kreditsystem eine Systemkrise. Bei einem Zusammenbruch der beiden Institute müssten andere Banken bis zu elf Milliarden Euro finanzieren, um die Einlagen abzusichern. Ende 2016 lagen 24 Milliarden Euro auf den Spar- und Festgeldkonten der beiden Banken. Die Kapitalerhöhung wäre das geringere Übel.

Insofern macht die Regierung in Rom Druck auf die Banken, die von der EU-Wettbewerbsbehörde geforderte vorsorgliche Kapitalerhöhung von 1,25 Milliarden Euro seitens privater Kapitalgeber und 5,25 Mrd. Euro seitens des Staates möglich rasch einzuleiten.

Am 21. Juni wird bei der Veneto Banca eine 150-Millionen-Euro-Nachranganleihe fällig. Diese notiert derzeit bei 47 Prozent. Eine Rückzahlung zu 100 Prozent wäre für die Bank nicht zu stemmen. Dies würde unter anderem zum Exodus von Boardmitgliedern führen. Nun haben die Chefs von Unicredit und Intesa Sanpaolo wissen lassen, dass man möglicherweise einzugreifen gedenke. Doch sie fordern auch die Mithilfe anderer Banken. Abgesehen von Banca Mediolanum haben die anderen bisher abgewinkt.

3,4 Milliarden Euro Verluste

Nach dem Notverkauf der spanischen Krisenbank Banco Popular fürchtet das Land offenbar drastische Maßnahmen der europäischen Bankenaufseher. Bei Banco Popular, der von Santander zum symbolischen Preis von einem Euro übernommen wurde, verloren die Aktionäre ihr gesamtes Kapital und die Nachranggläubiger zwei Millionen Euro. Allerdings gibt es in Italien keine Bank in der Dimension von Santander mit 80-Milliarden-Euro-Börsenkapitalisierung, welche die beiden Kreditinstitute aus Venetien übernehmen könnte. Diese sollen nach der Kapitalerhöhung fusionieren.

Gemeinsam haben Veneto Banca und Banca Populare di Vicenza Ende 2016 einen Verlust von 3,4 Milliarden Euro geschrieben und weisen notleidende Kredite von 10,2 Milliarden Euro aus. Bereits im Vorjahr hat der Bankrettungsfonds Atlante mit 3,5 Milliarden Euro interveniert. Die Emission von staatlich garantierten Anleihen macht bereits zehn Milliarden Euro aus.

Riskante Beteiligung

Ausschlaggebend für die Krise waren nicht nur die faulen Kredite, die durch die wenig orthodoxe Kreditvergabe verursacht wurden. Zahlreiche Kreditnehmer erhielten ihr Darlehen nur im Gegenzug für eine Beteiligung an den Banken. Nachweislich korruptes Management, aber auch Fehlinvestitionen waren für den Niedergang verantwortlich. (Thesy Kness-Bastaroli, 12.6.2017)