Das Smartphone ist immer dabei: Auch wenn Prankster Scoopy (Wilson Gonzales Ochsenknecht) die Leiche seines Freundes Simson findet.

Foto: ORF/ARD/Gordon Muehle

Ein 17-Jähriger, der anderen Menschen beruflich Streiche spielt, das Ganze mit einer Drohne filmt – und dessen gewaltsamer Tod auch noch live im Internet übertragen wird. Der Tatort Level X aus Dresden bietet schon in den ersten Minuten alles, was der landläufige Kulturpessimist braucht, um den digitalisierungsbedingten Verfall des Intellekts, die Erosion sozialer Strukturen sowie den Niedergang der Gesellschaft zu beklagen.

Simson (Merlin Rose), seines Zeichens "Prankster", hat mangels Vitalfunktionen jedenfalls keine Gelegenheit mehr, darüber zu reflektieren – wer dafür verantwortlich ist, müssen die Oberkommissarinnen Sieland (Alwara Höfels) und Gorniak (Karin Haczewski) erst herausfinden. Denn die Kamera auf Simsons Drohne hat ihn zwar beim Sterben gefilmt, aber sein Gegenüber nicht beim Morden.

So erkunden die Ermittlerinnen die digitale Welt und erfahren, was die jungen Menschen im Internet heute alles machen – und wer daran verdient. Zum Beispiel der slicke "Talentmanager" Magnus Cord (Daniel Wagner), für den im Drehbuch etwas zu tief in die Anglizismenkiste gegriffen wurde (" Content is king, und er hat delivert"). Der Tatort selbst hält sich mit der Modernisierungsangst zurück und überlässt sie – erfolgreich und unterhaltsam – Kommissariatsleiter Schnabel ("Kann denn nicht jemand dieses verdammte Internet einfach wieder abschalten?").

Es stellt sich heraus: Als Internetstar macht man sich nicht nur Freunde. Und: Nicht hinter jedem hübschen Kopf mit der Sehnsucht nach Weltverbesserung zum Inhalt steckt auch ein guter Mensch. Auch die Welt des One-Click-Livestreams wird moralisch nicht unkomplizierter. (Sebastian Fellner, 10.6.2017)