Helmut Elsner und die Bawag kämpfen immer noch um Geld.

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Wien – Helmut Elsner ist derzeit nicht gerade vom Glück verfolgt. Den früheren Bawag-Chef plagen neben den chronischen Herzbeschwerden Hüft- und Wirbelsäulenleiden. Elsner (82) kuriert sich schon lange im bayerischen Bad Reichenhall, nachdem er nach gut vier Jahren im Gefängnis für haftuntauglich erklärt worden war. Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen kamen in letzter Zeit auch rechtliche hinzu.

Denn die Bawag hat im jahrelangen Kampf gegen ihren früheren Vorstandschef gleich in zwei Verfahren gewonnen. Einerseits wurden Schadenersatzforderungen in der Höhe von zehn Millionen Euro gegen Elsner im Zusammenhang mit Kreditvergaben durchgesetzt. Andererseits hat die einstige Gewerkschaftsbank die Pensionsabfindung Elsners erfolgreich bekämpft. Hier hat das Landesgericht Eisenstadt – nicht rechtskräftig – der Bawag 5,7 Millionen Euro zugesprochen, Kosten inklusive. Zudem hat die Bawag ein Schiedsverfahren gegen ihren Exchef angestrengt – und auch das gewonnen.

Bawag stellte Insolvenzantrag

Die Ansprüche der Bank richten sich nicht direkt gegen Elsner, sondern gegen die von ihm eingerichtete Gambit Privatstiftung. Über diese Konstruktion hatte der Banker im Jahr 2000 seine Abfindung von 6,8 Millionen Euro lukriert und zu einem guten Teil in ein nobles Anwesen in Mougins an der Côte d'Azur investiert. Die Vermögenswerte könnten die nun entstandenen Verbindlichkeiten aber in keinster Weise decken, weshalb die Stiftung am 2. Juni Konkurs angemeldet hat. Antragsteller war: die Bawag. Gläubiger können ihre Forderungen bis Mitte August anmelden, sagte Masseverwalter Gerwald Holper von der Kanzlei Kosch & Partner auf Anfrage des STANDARD.

Wie viel von ihren Forderungen die Bawag tatsächlich erhalten wird, hängt im Wesentlichen vom Wert der Nobelresidenz in Südfrankreich ab. Um die soll es ziemlich schlecht bestellt sein. Von einem verwahrlosten Zustand des Anwesens wird berichtet, sogar Schimmelbefall wird kolportiert. Informationen, die Anwalt Holper auch kennt. "Das Haus ist seit Jahren nicht gepflegt worden", beschreibt er die Situation. Ein vor zwei Jahren vom Gericht ursprünglich freigegebener Betrag über 500.000 Euro zur Sanierung des Gebäudes floss nach Einsprüchen letztlich doch nicht. Einst auf drei Millionen Euro geschätzt, dürfte die Villa samt Pool in Mougins laut Insidern 300.000 bis eine Million Euro wert sein.

Haft in Marseille

Dort klickten übrigens in der Causa Bawag vor knapp elf Jahren die Handschellen, nachdem Elsner aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Einvernahme in Wien erschienen war, während österreichische Magazine Fotos abdruckten, die einen recht fitten Zustand des Bankers vermittelten. Per europäischem Haftbefehl wurde er verhaftet und in die Justizanstalt in Marseille und später nach Wien überstellt. 2008 erfolgte Elsners Verurteilung zu zehn Jahren Freiheitsentzug.

Ein Urteil, das der Exbanker seither bekämpft. Seiner Meinung nach hat Investor Wolfgang Flöttl die verschwundenen 1,5 Milliarden Euro nicht verspekuliert, sondern eingesteckt. Mit Anträgen auf Wiederaufnahme des Verfahrens blitzte Elsner bei der Justiz allerdings ab. Was der Pensionist im Jänner in einem Profil-Interview so kommentierte: "Die warten auf meinen Tod. Wenn ich einmal nicht mehr bin, dann können sie endlich den Deckel draufmachen."

Erfolg bei Pensionsabfindung

Einen Erfolg gab es allerdings ausgerechnet in der Frage der Pensionsabfindung, die nun an die Bank zurückgeführt werden soll. Ende 2015 wurde Elsner vom Vorwurf des Betrugs bei der Bawag-Ablöse freigesprochen. Das Institut war dabei als Privatankläger aufgetreten. Zivilrechtlich hat die Bank allerdings zurückgeschlagen, und zwar mehrgleisig. Einerseits wurde das Schiedsgericht bemüht, das für Streitigkeiten mit dem Vorstand zuständig ist. Andererseits verlangte die Bawag das Geld im Zivilrechtsweg zurück. Beide Vorhaben gelangen.

Die mittlerweile US-Fonds gehörende Bawag hatte schon im Rahmen der schadenersatzrechtlichen Auseinandersetzungen weitreichenden Zugriff auf die Gambit erlangt, indem sie im Exekutionswege die Stifterrechte Elsners ausgeübt habe, erzählen Eingeweihte. In der Folge durfte die Stiftung nur noch Ansprüche der Bawag erfüllen. Als dann kürzlich auch noch der Prozess in Eisenstadt zugunsten der Bank ausging, hatte man die Stiftung gänzlich eingekesselt.

Nachsitzen müssen nun auch die Stiftungsvorstände. Die Sanierer Erhard Grossnig, Susanne Singer und Anwalt Kurt Berger haben ihre Mandate zwar per 30. Mai zurückgelegt, sie wurden vom Firmengericht aber quasi als "Notvorstände" wieder eingesetzt. (Renate Graber, Andreas Schnauder, 7.6.2017)