PR-Gag Seefelder Pistenraupe.

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Wien – Intransparenz bei den Absendern von Botschaften in digitalen Medien war das wichtigste Thema des PR-Ethikrats 2016. Die Zahl der Beschwerden hat sich seit 2015 verdoppelt – allein 34 waren es im vergangenen Jahr. Seit Gründung 2008 halte man damit bei 170 Beschwerden, zog die Vorsitzende des Selbstkontrollorgans, Gabriele Faber-Wiener, am Mittwoch in Wien Bilanz.

Nahezu ausschließlich befasste sich der Ethikrat mit Fällen in digitalen Medien. "Die Unsicherheit ist groß", sagt Faber-Wiener. Immer mehr Anfragen kämen von Privatpersonen. Das zeige "dass es einen großen Bedarf an Beratung gibt", sagt Faber-Wiener.

Immer weniger Rügen

Deshalb teile man immer weniger Rügen aus, sondern verstärke die beratende Tätigkeit, sagt Brigitte Mühlbauer, stellvertretende Vorsitzende: "Es geht uns nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen." Man wolle Bewusstsein schaffen und "den Betroffenen Wege aufzeigen, wie sie es besser machen können.

Eine Diskussion über Absendertransparenz hält Faber-Wiener für "dringend notwendig". Übrigens auch in der politischen Kommunikation und besonders in Wahlkampfzeiten. Faber-Wiener berichtet von laufenden Verfahren über "pseudounabhängige Blogs".

Mangelndes Unrechtsbewusstsein

Mühlbauer vermisst bei vielen Contentlieferanten "Unrechtsbewusstsein". Manchen Betroffenen sei ihr unethisches Verhalten "gar nicht bewusst." Nicht gekennzeichnete PR-Artikel und Koppelungsgeschäfte würden nach wie vor "als Kavaliersdelikte" gesehen. Der PR-Ethikrat sei auch mit Vorwürfen zu rassistischer oder pietätloser Berichterstattung befasst gewesen, ebenso mit sexistischem Content in Owned Media bis hinzu gezielter Irreführung von Medien, etwa beim "PR-Gag" der Seefelder Pistenraupe.

Immer öfter stoße man auch bei Behörden auf taube Ohren: Anzeigen zu Verstößen gegen das Mediengesetz würden "aus unserer Sicht fadenscheinigen Gründen" nicht verfolgt. Einmal mehr kritisiert der Ethikrat das OGH-Urteil, wonach Gefälligkeitsartikel nicht als Werbung gekennzeichnet werden müssen. Das Urteil habe unethischem Denken "einen Persilschein ausgestellt", sagt Mühlbauer. (prie, 7.6.2017)