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Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar überraschend gekappt.

Foto: REUTERS/Naseem Zeitoon

ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary spricht über die Isolation von Katar, deren Auswirkungen und die Hintergründe des überraschenden Beziehungsabbruchs.

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Was sind überhaupt Fake News und wie erkennt man einen Social Bot? Ein Video von Explain-it.

derStandard.at

Washington – Einem US-Medienbericht zufolge geht die diplomatische Krise mit Katar auf eine von russischen Hackern initiierte Fehlinformationskampagne zurück. Russische Hacker hätten eine Fake-News-Geschichte bei der staatlichen Nachrichtenagentur Katars platziert, die Saudi-Arabien und mehrere andere Staaten zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Katar veranlasst habe, berichtete CNN am Dienstag unter Berufung auf US-Geheimdienstmitarbeiter.

Dem Medienbericht zufolge reisten Experten der US-Bundespolizei FBI Ende Mai nach Katar, um den mutmaßlichen Cyberangriff zu untersuchen. Saudi-Arabien habe die gegen Katar verhängte diplomatische und wirtschaftliche Blockade dann teilweise mit dem falschen Bericht begründet.

Falsche Informationen

Laut CNN gab die Regierung Katars an, dass der Medienbericht vom 23. Mai falsche Informationen hinsichtlich der katarischen Führung beinhaltete, die dem Iran und Israel gegenüber freundlich schienen. Überdies soll in dem Bericht infrage gestellt worden sein, ob sich Trump im Amt halten könne.

Katars Außenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani sagte CNN, das FBI habe den Hackerangriff und die Fake-News-Geschichte bestätigt. "Was auch immer an Vorwürfen laut geworden ist, alles basiert auf Fehlinformationen", sagte er dem US-Sender.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Russland bestätigen, würde dies auf russische Bemühungen zur Untergrabung der US-Außenpolitik hinweisen. Den US-Ermittlern zufolge wollte Russland mit dem Hackerangriff Spannungen zwischen den USA und ihren Verbündeten schüren. Die US-Geheimdienste waren bereits vergangenes Jahr zu dem Schluss gelangt, dass Russland hinter Hackerangriffen während des US-Wahlkampfs steckt.

Trump will vermitteln

Indes kam es in den USA zu einem Kurswechsel in der Krise mit Katar: US-Präsident Donald Trump hat sich überraschend um eine Einigung bemüht. In einem Telefonat mit dem saudi-arabischen König Salman habe Trump am Dienstagabend die Notwendigkeit der Einheit der Golfstaaten betont, teilte das Weiße Haus mit. Wenige Stunden zuvor hatte Trump den Boykott Katars noch gelobt.

Trump und König Salman sprachen laut Weißem Haus darüber, dass die Finanzierung von Terrororganisationen und die Förderung des Extremismus durch alle Nationen in der Region verhindert werden müsse. Trump bekräftigte demnach, dass ein einheitlicher Golfkooperationsrat unabdingbar für die Bekämpfung des Terrorismus und die Förderung regionaler Stabilität sei.

Kurz zuvor hatte Trump den Boykott Katars durch mehrere Nachbarländer noch als positives Resultat seiner Nahost-Politik beschrieben. Es sei "so gut zu sehen", dass sein kürzlicher Besuch in Saudi-Arabien "sich bereits auszahlt", schrieb Trump am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

US-Außenministeriumssprecherin Heather Nauert beteuerte daraufhin, die USA wollten in der jüngsten Auseinandersetzung Katars mit Saudi-Arabien und den anderen Golf-Staaten nicht Partei ergreifen. Außenminister Rex Tillerson habe angeboten zu vermitteln. "Es hat ein Zerwürfnis gegeben, und der Minister hat angeboten, dabei zu helfen, es zu kitten", sagte die Sprecherin. "Wir werden weiterhin mit Katar und anderen Ländern in der Region kooperieren, um den Terrorismus zu bekämpfen."

Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar überraschend gekappt. Begründet wurde dies unter anderem mit Verbindungen Dohas zu "Terrororganisationen". Am Dienstagabend schlossen sich auch Jordanien und Mauretanien dem Boykott Katars an. Jordanien kündigte unter anderem an, die Lizenzen für den Ableger des katarischen Nachrichtensenders Al Jazeera in Amman zu entziehen.

Unterstützung aus der Türkei

Unterstützung für Katar kam indes von der Türkei. Staatschef Recep Tayyip Erdoğan sagte am Dienstag in Ankara, die Türkei halte die gegen Katar ergriffenen Sanktionen für "nicht gut". Die Türkei werde ihre Verbindungen zu Katar weiter entwickeln. Katar zu isolieren, werde keinerlei Probleme lösen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben indes jede Sympathiebekundung für Katar untersagt. Wer gegen das Verbot verstoße, werde mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft, berichteten die in den Emiraten ansässige Zeitung "Gulf News" und der Fernsehsender Al-Arabija am Mittwoch.

Die Krise um Katar könnte weitreichende Folgen im gesamten Nahen Osten haben und sich auch auf westliche Interessen auswirken. In dem Golf-Emirat befindet sich die größte US-Militärbasis im Nahen Osten. Sie gilt als bedeutend für den US-geführten Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). (APA, 7.6.2017)