Künstlerische Darstellung des Sterns KELT-9 (rechts) und seines nächsten Planeten KELT-9b. Aufgrund der geringen Entfernung herrscht dort exoplanetarische Rekordhitze.

Illustration: Nasa /JPL-Caltech / R. Hurt (IPAC)

Columbus/Wien – Die bis jetzt rund 3.000 Planeten jenseits unseres Sonnensystems, die Astronomen in den vergangenen Jahren entdeckten, haben unsere Vorstellungen über diese Himmelskörper nachhaltig erweitert. Wenn die Analysen der Forscher stimmen, dann gibt es da draußen in der Milchstraße Planeten, die aus Diamant bestehen oder leicht wie Styropor sind. Andere verfügen über eine Atmosphäre aus Rubin- und Saphirwolken. Und einige wenige könnten unserer Erde ähneln.

Nun haben Forscher um Scott Gaudi (Ohio State University) in etwa 600 Lichtjahren Entfernung von der Erde einen Gasriesen entdeckt, der Eigenschaften aufweist, die bis jetzt nicht für möglich gehalten wurden. Da dieser außergewöhnliche Fund mit dem Kilodegree Extremely Little Telescope (KELT) gelang, tragen der Planet und seine Sonne auch entsprechende Bezeichnungen: KELT-9 ist der Name der Sonne und KELT-9b der seines Gasriesen.

Geringe Distanz zum Stern

Wie die Forscher errechneten, ist der Stern rund zweieinhalb Mal so groß wie unsere Sonne und hat eine Oberflächentemperatur von etwa 10.000 Grad Celsius. Der um den Stern kreisende Gasriese besitzt die knapp dreifache Masse von Jupiter. Das Besondere ist aber die geringe Entfernung, mit der er seinen Zentralstern umkreist: nämlich nur knapp fünf Millionen Kilometer. Das ist nämlich zehnmal weniger als die Distanz zwischen dem sonnennächsten Planeten Merkur und der Sonne.

Diese Nähe wirkt sich logischerweise auf die Temperaturen aus, die auf KELT-9b herrschen: Wie die Astronomen im Fachmagazin Nature schreiben, ist es auf der Tagseite der Gluthölle mehr als 4.300 Grad Celsius heiß – und damit nur um 1.200 Grad Celsius kühler als auf der Oberfläche unserer Sonne, aber um 1.300 Grad wärmer als auf dem bislang heißesten Exoplaneten namens WASP-33b.

Metallisches Gasgemisch

Laut den Berechnungen der Forscher wird KELT-9b wegen der extrem starken Strahlung seines Sterns dabei mehr als nur zum Kochen gebracht: In seiner Atmosphäre können sich aufgrund der hohen Temperaturen keine Moleküle bilden, und alle leichteren Gase verdampften wohl schon vor langer Zeit. Übrig blieb vermutlich nur ein metallisches Gasgemisch, ähnlich den Atmosphären kleinerer Sterne. Damit nicht genug, verliert der ungemütliche KELT-9b durch die starke Einstrahlung nach wie vor große Teile seiner Gashülle. (tasch, 6.6.2017)