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Zerstörung nach dem Anschlag vergangene Woche im Diplomatenviertel Kabuls.

Foto: AP Photos/Rahmat Gul

Kabul – Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag im Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul hat sich nach offiziellen Angaben auf mehr als 150 erhöht. Mehr als 300 Menschen seien zudem schwer verletzt worden, sagte Präsident Ashraf Ghani am Dienstag zum Auftakt einer internationalen Friedens- und Sicherheitskonferenz in Kabul. Bisher waren die Behörden davon ausgegangen, dass bei dem Anschlag in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft mindestens 90 Menschen getötet wurden.

Die Friedens- und Sicherheitskonferenz findet unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in dem etwa zwei Kilometer vom Anschlagsort entfernten Außenministerium statt. Sie dient nach Angaben der Regierung dem Ziel, die internationale Staatengemeinschaft in die Bemühungen einzubinden, die Sicherheit am Hindukusch wiederherzustellen. An der Konferenz nehmen Vertreter aus rund zwei Dutzend Staaten teil, darunter neben den USA auch Indien, China sowie Pakistan, dem Kabul Unterstützung der radikalislamischen Taliban vorwirft.

Ultimatum an Taliban

Ghani warnte die Taliban am Dienstag vor einem Umsturzversuch und stellte ihnen ein Ultimatum für Friedensgespräche. "Wir bieten eine Chance auf einen Frieden, aber das ist kein unbefristetes Angebot", sagte Ghani. "Dies ist die letzte Chance, ergreift sie oder tragt die Konsequenzen."

Kurz nach Beginn der Konferenz ist unweit des Konferenzortes eine Rakete eingeschlagen, die allerdings keinen Schaden anrichtete. Bei einer Bombenexplosion vor einer großen Moschee sind in der westafghanischen Großstadt Herat jedoch mindestens sieben Menschen getötet und 15 verletzt worden. Das sagte am Dienstag ein Sprecher der Polizei, Abdul Ahad Walizada. Die Bombe sei in einem Motorrad versteckt gewesen und direkt vor einem der Eingänge platziert worden.

Sicherheitslage verschlechtert

Die Sicherheitslage hat sich in Afghanistan besonders seit dem Abzug der meisten internationalen Truppen Ende 2014 drastisch verschlechtert. Auch deshalb diskutieren Nato-Partner, ob sie wieder mehr Truppen nach Afghanistan schicken sollen.

In Afghanistan gibt es immer mehr Gebiete, in denen die Regierung weder Recht noch Ordnung durchsetzen kann. Sicherheitsexperten befürchten, dass diese neuen großen rechtsfreien Räume Al-Kaida-Kämpfern und aus Syrien und dem Irak fliehenden Kämpfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) eine Zuflucht bieten könnten. (APA, 6.6.2017)