Passt der Body, passt das Spiel.

Paris – Seit Dezember 2015 arbeitet er als Physiotherapeut im Team von Dominic Thiem. Der 54-jährige Deutsche Alex Stober ist für Österreichs Top-Ten-Mann ein ganz wichtiger Baustein. Regeneration nach den Spielen, Fitnesseinheiten, Massagen sind nur einige Punkte im umfangreichen Aufgabengebiet Stobers. Alles in allem geht es darum, Thiems Körper stabiler, austrainierter und geschmeidiger zu machen.

Der 23-jährige Niederösterreicher hat sich in den vergangenen 18 Monaten nicht nur spielerisch enorm weiter entwickelt. Viele Beobachter meinen, Thiem sei gerade in dieser Zeit so richtig zum Athleten gereift. Seine Haltung hat sich geändert, seine Geschwindigkeit auf dem Platz gesteigert und auch in Sachen Koordination verbessert sich Thiem zusehends.

Normale Entwicklung

"Wir machen nach wie vor weiter, wo wir angefangen haben. Es ist eine völlig normale Entwicklung. Einer, der so hart arbeitet wie Dominic, kann eigentlich nur nach vorne kommen", sagte Stober in Paris im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Diese Arbeitsethik und Grundeinstellung ist schon eine besondere. "Ja, das hat sicher auch mit der Schule von Günter Bresnik zu tun. Er ist unheimlich diszipliniert, wir verschwenden auch keine Zeit. Das wäre auch nicht fair, er verbringt sehr viel Zeit auf dem Platz. Ich versuche sehr intensiv und akribisch an die Arbeit ran zu gehen."

Stober hat in der Vergangenheit u.a. mit Tennis-Größen wie Pete Sampras und Andre Agassi gearbeitet. Ein Umstand, der Thiem auch zum Kennenlernen des neuen Djokovic-Coaches Agassi in Paris verholfen hat. Der in Nürnberg lebende Physio verfügt über ausgezeichnete Kontakte in der Tennis-Szene, in der er ähnlich lange wie auch Bresnik ist. Das Duo Bresnik/Stober kennt sich seit rund 30 Jahren. Der Coach war lange Zeit auf der "Jagd" nach Stober gewesen, wohl wissend, dass man auch einen permanenten Spitzen-Physio im Team braucht, um ein Talent ganz nach oben zu bringen.

Ausgestanden

Stober muss sich über mangelnde Arbeit jedenfalls nicht beklagen. Auch nach einem Zwischenfall schon in der Woche vor den US Open, als sich Thiem im Training den Schläger bei einem Rückhand-Slice ins rechte Knie gerammt hat. Herauskam eine langwierige Knochenprellung, die immer noch nicht hundertprozentig ausgeheilt ist.

"Es behindert mich nicht mehr beim Sporteln. Ich spüre es schon noch nach einem harten Match, oder wenn ich in der Früh aufstehe, wenn ich tief in die Knie gehe. Keine Ahnung, ob das jemals wieder weggehen wird", erklärte Thiem in Paris und fügte hinzu, "es behindert mich nicht mehr beim Spielen, von dem her sehe ich es als ausgestanden an".

Für Stober hat sich der Zustand des Knies "schon fast normalisiert". "Hie und da flammt es belastungsbedingt noch einmal auf. Für mich ist die Sache erledigt", sagt der Deutsche. Solche Blessuren seien immer etwas Langwieriges. "Das kann auch bis zu einem Jahr dauern."

"Happy"

Mit der körperlichen Entwicklung Thiems ist der immer zurückhaltend und bescheiden auftretende Physiotherapeut hochzufrieden. "Langsam nimmt er wirklich Gestalt und Form an, so wie man es gerne auch sehen möchte. Es sind sicherlich viele Sachen, an denen wir noch arbeiten müssen wie an den körperlichen Abläufen, aber es ist alles absolut im grünen Bereich und ich bin sehr, sehr happy", versicherte Stober, der sich auch immer wieder darüber freut, wie gelehrig und wissbegierig Thiem ist.

Und wie viel Spielraum sieht Stober noch für Thiem? "Nach oben ist noch sehr viel offen, aber er ist schon sehr weit." Arbeiten müsse er weiterhin an koordinativen Sachen. "Da arbeiten wir immer schleichend dran, ohne dass er viel merkt. Er fühlt sich auch in seinen Matches sehr wohl. Dominic spürt es selbst, dass er schon sehr weit ist." (APA, 5.6.2017)