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Das dreitägige Festival hatte am Freitagnachmittag begonnen. Am Abend wurde das Gelände geräumt.

Foto: Thomas Frey/Dpa via AP

Nürburgring – Nach der Unterbrechung wegen eines Terroralarms kann das Festival "Rock am Ring" am Nürburgring weitergehen. Das bestätigen Polizei und der Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) bei einer Pressekonferenz am Samstag. Eine dringende Gefahr für die Teilnehmer konnte am Freitag nicht ausgeschlossen werden, sagte Lewentz. Deshalb habe man sich für die Unterbrechung entschieden.

Die Polizei erklärte, dass man Erkenntnisse darüber hatte, dass mindestens eine Person nicht-deutscher Herkunft mit terroristischen Verbindungen Zugang zum Veranstaltungsbereich hatte. Nach Wohnungsdurchsuchungen bei drei Personen wurden Backstagekarten für die Veranstaltung gefunden. Die Namen auf diesen Personalkarten hätten mit den registrierten Namen der Personen nicht übereingestimmt. Daraufhin wurde das Gelänge umfassend durchsucht, aber nichts Verdächtiges gefunden.

Laut den Veranstaltern des Musikfestivals "Rock am Ring" können die Aufbauarbeiten an den Bühnen wieder beginnen. "Nach intensiven Durchsuchungen des gesamten Festivalgeländes haben sich die Verdachtsmomente für eine akute Gefährdungslage nicht erhärtet", heißt es auf der Facebookseite. Das Festival könne am Samstag wie geplant öffnen, erklärte Veranstalter Marek Lieberberg bei der Pressekonferenz.

Ob einige Bands, die am Freitagabend nicht spielen konnten, noch auftreten können, werde geprüft. "Wir werden sehen, ob wir Möglichkeiten haben, Auftritte nachzuholen", sagte Lieberberg. Unter anderem der Auftritt von Rammstein, einer der Topacts des Festivals, war ausgefallen.

Drei Personen waren vorläufig festgenommen worden, berichtete die Polizei. Gegen sieben Uhr früh am Samstag wurden sie demnach wieder entlassen, die Verdachtslage habe sich relativiert. Es würden aber weitere Ermittlungen laufen. Die Verdächtigen werden den Ermittlern zufolge der hessischen Salafistenszene zugerechnet.

"In einer solchen Bewertungssituation dürfen wir keine Risiken einbauen", sagte der rheinland-pfälzische InnenministerLewentz. Er verwies auf ähnliche vorsorgliche Absagen, etwa beim Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover im November 2015 kurz nach den Anschlägen von Paris und beim Radrennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" im April 2015. Im Februar 2015 war zudem der Karnevalsumzug in Braunschweig wegen Hinweisen auf mögliche Terroranschläge abgesagt worden.

Unterstützung von de Maizière

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte sich in der Nacht hinter Lewentz' Entscheidung gestellt, das Musikfestival wegen Terrorgefahr zu unterbrechen. Der Mainzer Minister habe ihn vorab informiert, erklärte de Maizière in Berlin. "Für diese schwierige wie verantwortungsvolle Entscheidung hat er meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen."

Das legendäre Musikfestival war am Freitagabend unterbrochen worden, weil die Polizei Hinweise auf eine mögliche terroristische Gefährdung hatte. Zehntausende Besucher verließen daraufhin innerhalb kurzer Zeit geordnet und ruhig das Festivalgelände, wie Veranstalter Marek Lieberberg berichtete. Die Polizei, die Veranstalter sowie der Innenminister bedankten sich für die "äußerst harmonische und verständliche" Räumung.

90.000 Tickets verkauft

Das dreitägige Festival hatte am Freitagnachmittag begonnen. Alle knapp 90.000 Tickets waren verkauft. Am Abend sollte noch die Band Rammstein als Topact auftreten. Nach Angaben des offiziellen "Rock am Ring"-Liveblogs wollte sich Veranstalter Lieberberg darum bemühen, die Band am Samstag auftreten zu lassen. Am Samstagmorgen verkündeten die Veranstalter, dass das Programm vorerst wie geplant laufe.

Dass das Gelände geräumt werden musste, sah Lieberberg kritisch. "Ich glaube, dass wir hier für das büßen müssen, was im Fall Amri oder anderen zu wenig getan wurde." Durch Versäumnisse der Ermittlungsbehörden sei eine andere Gemütslage eingetreten, so dass womöglich "schneller gravierende Entscheidungen getroffen werden als vorher". Der Islamist Anis Amri hatte im Dezember 2016 bei einem Lastwagen-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zwölf Menschen getötet.

Sicherheitsbedenken schon vor der Unterbrechung

Schon vor der Unterbrechung hatten Sicherheitsbedenken das Festival begleitet. Die Polizeipräsenz am Nürburgring war – auch vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf ein Konzert in Manchester vor anderthalb Wochen – auf mehr als 1200 Beamte aufgestockt worden. Für das Festival war es eine Rückkehr: In den vergangenen beiden Jahren hatte "Rock am Ring" auf dem Flugplatz Mendig stattgefunden, mehrere Besucher wurden dabei bei Blitzschlägen verletzt.

Beim parallel in Nürnberg stattfindenden Zwillingsfestival "Rock im Park" waren die Konzerte am Freitagabend weitergegangen. Dort treten dieselben Bands in anderer Reihenfolge auf. (koli, APA, 3.6.2017)