Wien/Rom – In Italien ist am vergangenen Wochenende ein siebenjähriger Bub aus Cagli in den Marken nach 15 Tagen der Erkrankung an einer Hirnentzündung infolge einer verstorben (DER STANDARD berichtete). Die Österreichische Gesellschaft für Homöopathische Medizin (ÖGHM) äußert sich "bestürzt" über den Tod des Kindes.

Antibiotika wären notwendig gewesen

"Die Eltern haben dem Bub die lebensrettenden Antibiotika verweigert, der Homöopath habe die Eltern davor gewarnt, ihren Sohn ins Krankenhaus zu bringen, so lauten die Berichte in der italienischen Presse", stellte die Gesellschaft fest. "Hier liegt offenbar ein massiver Behandlungsfehler vor", sagt Erfried Pichler. Er ist Präsident der ÖGHM, Allgemeinmediziner und Leiter der Ambulanz der Kinderonkologie im Klinikum Klagenfurt. "Antibiotika wären in diesem Fall notwendig gewesen. Es ist auch nicht verständlich, dass der Bub 15 Tage lang ohne erfolgreiche Behandlung in einen immer schlechter werdenden Zustand geriet, ohne dass entsprechend gehandelt wurde. Das ist mit unserem ärztlichen Selbstverständnis nicht vereinbar."

In Österreich verfügten alle Homöopathen auch über eine allgemeinmedizinische, häufig auch fachärztliche Ausbildung. "Der homöopathiekundige Arzt entscheidet dann, ob er mit homöopathischen Arzneien oder mit konventionellen Medikamenten behandelt", so Pichler weiter. "Wir können allen Eltern nur raten: bei Ohrenschmerzen sofort mit dem Kind zum Arzt." (APA, 1.6.2017)