Wien – Der große Sprung nach vorne ist noch nicht gelungen. Trotz zuletzt verbesserter Konjunkturprognosen – das Wifo hat die Wachstumsrate für das erste Quartal erst am Mittwoch von 0,6 auf 0,7 Prozent erhöht – und leicht rückgängiger Arbeitslosenzahlen hat Österreich im neuen Wettbewerbsranking der privaten Schweizer Wirtschaftshochschule IMD einen Platz verloren (von 24 auf 25).

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Das Konjunkturpflänzchen wuchs im ersten Quartal stärker als erwartet.
Foto: AP/Torsten Silz

Untersucht wurden heuer 63 Staaten. Ganz vorne gibt es wenig Bewegung. Hongkong bleibt vor der Schweiz, Singapur hat die USA überholt, die somit das erste mal in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr in den den Top Drei sind. Einige Plätze gutmachen konnten die Niederländer, wie diese Übersicht der ersten 30 Länder zeigt:

Von den besten Platzierungen – im Jahr 2007 war Österreich noch elfter – ist man damit weiterhin ein deutliches Stück entfernt. Schlechter als heuer lag man nur vor zwei Jahren, wie diese Grafik zeigt:

Wie kommt das Ranking zustande? Es besteht aus 260 Indikatoren, von denen aber nur etwa zwei Drittel auf harten Daten, also Statistiken aus den diversen Wirtschaftsbereichen, beruhen. Das restliche Drittel des Rankings ergibt sich aus einer Umfrage unter 6.250 Managern. Die subjektive Sicht der Dinge von diesen Führungskräften spielt also eine nicht unwesentliche Rolle in der IMD-Rangliste.

Wirklich zurückgefallen ist Österreich heuer nur im Bereich "wirtschaftliche Performance", was vor allem auf einen rapiden Absturz bei den internationalen Investitionen (von Platz 31 auf 63) zurückzuführen ist.

Sonderfaktoren

Diese Entwicklung ist aber nicht zuletzt mit Sonderfaktoren zu erklären, auf die auch bereits die Nationalbank hingewiesen hat. Allein durch die Verschiebung des Osteuropageschäfts der Bank-Austria-Mutter Unicredit von Wien nach Italien kam es zu einer Reduktion der Direktinvestitionen um zehn Milliarden Euro. Im grenzüberschreitenden Wertpapiergeschäft haben sich wiederum ausländische Gläubiger in großem Ausmaß (17 Milliarden Euro) von österreichischen Papieren getrennt.

In den meisten anderen Teilbereichen gibt es gleichbleibende bis nach oben zeigende Werte. Traditionell gut schneidet Österreich bei Infrastruktur, Gesundheit und Umwelt sowie Bildung ab, wie diese Aufstellung zeigt.

Qualifizierte Arbeitskräfte

Was im subjektiven Umfrageteil auffällt: Auch wenn von Wirtschaftstreibenden gerne beklagt wird, dass es immer schwieriger werde, gut ausgebildetes Personal zu finden, so wird der Indikator "qualifizierte Arbeitskräfte" trotzdem am häufigsten als Stärke des österreichischen Standortes genannt (von 84 Prozent).

Und was ebenfalls etwas den öffentlichen Wehklagen über die Politik widerspricht: Das Kriterium "politische Stabilität und Berechenbarkeit" wird am dritthäufigsten genannt (von 68,7 Prozent), wenn es darum geht, die Schlüsselfaktoren für die Attraktivität Österreichs zu nennen.

Niedriges Pensionsalter

Die größten Herausforderungen, die das IMD-Ranking für Österreich ausmacht, decken sich im Wesentlichen mit Einschätzungen anderer Organisationen wie der OECD, dem Internationalen Währungsfonds oder der EU-Kommission. Genannt werden unter anderem das niedrige Pensionsalter, die Budgetkonsolidierung (auch auf Länder- und Gemeindeebene) sowie die hohe Steuerlast für Unternehmen.

Erstmal veröffentlicht wurde ein eigenes Ranking zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit. In diesem schneidet Österreich mit Platz deutlich 16 besser ab. Singapur ist hier vorne, gefolgt von Schweden und den USA. (Günther Oswald, 31.5.2017)