Abramowitsch hatte das Bergbaukombinat in Krywyj Rih vor zehn Jahren gekauft.

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Moskau – Stahlbaron und Chelsea-London-Eigner Roman Abramowitsch versilbert seine ukrainischen Aktiva: Der Konzern Evraz, den Abramowitsch zusammen mit seinem Geschäftspartner Alexander Abramow kontrolliert, verkauft die ostukrainische Tochtergesellschaft Evraz Sucha Balka (ESB) für 110 Millionen Dollar. 25 Millionen gibt es sofort, der Rest soll bis Jahresende überwiesen werden. Käufer ist der ukrainische Oligarch Alexander Jaroslawski, dessen Develepoment Construction Holding eine der mächtigsten Businessgruppierungen in der Ukraine ist.

Abramowitsch hatte das Bergbaukombinat in Krywyj Rih vor zehn Jahren gekauft – zusammen mit einer Reihe anderer Erz- und Koksfabriken in der Ukraine. Die kurz darauf ausbrechende Wirtschaftskrise machte Hoffnungen auf einen Ausbau der Produktion zunichte, der Kauf gilt inzwischen als Fehlinvestition. Immerhin: 2016 produzierte ESB gut 2,5 Millionen Eisenerz, erzielte damit einen Umsatz von 145 Millionen Dollar und ein Ebitda von 26 Millionen. Allerdings stand die Fabrik seit September monatelang still, da die staatliche Aufsicht für Rohstoffförderung die Lizenz für weitere Erzförderung verweigerte und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen illegaler Förderung einleitete. Daher schätzen Experten das Geschäft als gut für Evraz ein. Der Preis entspreche einem Verhältnis von 4,2 zum Ebitda. Selbst Branchenriesen wie BHP und Rio Tinto würden derzeit zu einem kaum höheren Wert gehandelt, sagte Aton-Analyst Andrej Lobasow.

Raus aus der Ukraine

Für Abramowitsch ist der Verkauf Teil seiner Exitstrategie in der Ukraine. Zwar betonte Evraz in der Vergangenheit, dass der russisch-ukrainische Konflikt die Geschäfte im Nachbarland nicht beeinflusse, doch seit 2015 zieht sich der Konzern Schritt für Schritt zurück. Zwei Koksfabriken in der Ukraine hat Evraz seither schon verkauft.

Über den Verkauf der letzten großen Aktivität, des Stahlwerks Petrowski, wird aktiv spekuliert, nachdem die ukrainische Regierung zuletzt die Handelsschranken mit Russland massiv hochgezogen hat. Damit wird auch der Koksimport für das Werk infrage gestellt – und somit dessen Rentabilität. (André Ballin aus Moskau, 30.5.2017)