Bild nicht mehr verfügbar.

Protest gegen Trumps Energiepolitik im April in Washington.

Foto: ap/Pablo Martinez Monsivais

Vor kurzem fand das Wiener Energieforum der Vereinten Nationen statt, auf dem die Ziele des Pariser Klimaabkommens diskutiert wurden und die Frage, wie sie zu erreichen wären. Das ambitionierte Ziel, eine Erderwärmung von mehr als zwei Grad Celsius zu verhindern, wird noch schwerer zu erreichen sein, falls sich die USA, wie von Donald Trump angekündigt, tatsächlich aus dem Abkommen zurückziehen sollten. Gegenwind bekommen Versuche, die Erderwärmung in den Griff zu bekommen, insbesondere durch Kampagnen der Erdölindustrie. Diese sollen gezielt Zweifel säen, ob fossile Brennstoffe tatsächlich schuld sind – und falls ja, ob wir etwas dagegen tun sollten.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, drei Fragen zu diskutieren: Welche einfach nachvollziehbaren Fakten legen nahe, dass fossile Brennstoffe die Erde erwärmen? Welche Maßnahmen sollten nach ökonomischer Lehrmeinung dagegen ergriffen werden? Und wie kommen wir politisch dorthin?

Menschgemachte CO2-Emissionen

Menschliche CO2-Emissionen sind für den weltweiten Anstieg der Temperaturen verantwortlich und werden zu einem weiteren Anstieg führen. Darüber herrscht unter Klimaforscherinnen und -forschern so viel Einigkeit wie sonst in der Wissenschaft über kaum ein Thema. Die Argumente dafür sind kompliziert und beruhen auf einer Vielzahl von Datenquellen und Mechanismen.

Aber können wir uns selbst überzeugen, dass CO2 aus fossilen Brennstoffen zur Erderwärmung führt – ohne nur auf die Autorität der Wissenschaft zu vertrauen oder selbst Klimawissenschaften zu studieren? Dafür lohnt es sich, einen Blick auf zwei Größen zu werfen und wie sie sich seit der Industriellen Revolution entwickelt haben: erstens die weltweite Temperatur, relativ zur Durchschnittstemperatur 1961–1990, und zweitens die Gesamtmenge menschlicher CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es verlässliche Daten; die folgende Grafik zeigt die Entwicklung seit 1860:

grafik: Maximilian Kasy, basierend auf Jim Stock 2017

Die hellere Linie zeigt die Gesamtmenge an CO2 in der Atmosphäre, die von Menschen verursacht wurde. Mit Beginn der Industrialisierung stieg diese Menge an und wächst immer schneller. Die dünklere Linie zeigt die Entwicklung der weltweiten Temperatur. Diese schwankt aufgrund zahlreicher Faktoren, aber sie steigt ebenfalls massiv und seit Mitte des 20. Jahrhunderts immer schneller.

An dieser Stelle könnten Skeptiker ein paar Einwände erheben: Das könnte ja auch Zufall sein! Und sieht es nicht so aus, als ob sich diese Entwicklung seit den 1990er-Jahren verlangsamt? Und vielleicht gleichen andere Mechanismen wie das Wachstum von Wäldern oder die CO2-Aufnahme der Weltmeere diese Effekte wieder aus! Als ersten Schritt, um diesen Einwänden zu begegnen, hilft es, sich Veränderungen über die Zeit anzusehen. Die folgende Grafik beruht auf denselben Daten wie die vorherige, zeigt aber Veränderungen über jeweils 20 Jahre:

grafik: Maximilian Kasy, basierend auf Jim Stock 2017

Der Datenpunkt für 1980 etwa hat eine x-Koordinate entsprechend den weltweiten CO2-Emissionen zwischen 1960 und 1980 und eine y-Koordinate entsprechend dem weltweiten Temperaturanstieg im selben Zeitraum. Wie sich an den Punkten und an der schwarzen Trendlinie erkennen lässt, ist die Temperatur im Schnitt dann am meisten gestiegen, wenn am meisten CO2 produziert wurde. Berechnungen zeigen, dass das Argument, wonach dieser Zusammenhang rein zufällig sei, statistisch gesehen extrem unwahrscheinlich ist.

Der verhältnismäßig geringere Temperaturanstieg zwischen 1990 und 2010 hingen ist nicht weiter außergewöhnlich angesichts der früheren Schwankungen der Temperatur und ist leicht durch zufällige Schwankungen anderer Faktoren zu erklären. Einige dieser anderen Faktoren sind auch bekannt, zum Beispiel andere Gase wie Methan und Schwefeloxide sowie Schwankungen der Sonneneinstrahlung. Und diese anderen Faktoren erklären einen guten Teil früherer Temperaturschwankungen.

Was tun gegen den CO2-Ausstoß?

Wenn wir uns überzeugt haben, dass menschlicher CO2-Ausstoß zur Erderwärmung führt und dass das ein Problem ist, was tun? Die Lehrbuchantwort von Ökonominnen und Ökonomen ist erstaunlich simpel: den Ausstoß von CO2 zu besteuern. Erderwärmung durch fossile Brennstoffe ist ein klassischer Fall einer sogenannten "Externalität": Wer Kohle, Öl oder Gas verbrennt, verursacht dadurch Kosten, die andere tragen – der ganze Rest der Weltbevölkerung und insbesondere künftige Generationen. Das hat zur Folge, dass zu viel davon verbrannt wird.

Wenn nun Steuern auf den Ausstoß von CO2 erhoben werden, müssen die Verantwortlichen auch selbst die Kosten tragen, die sie verursachen. Dann werden sie sich überlegen, ob sie nicht vielleicht doch auf andere Energiequellen oder Transportmittel umsteigen, Energie sparen und so weiter. Wie das im Detail passiert, muss dann gar nicht die Politik lösen. Im Prinzip lassen sich sogar alle besserstellen, wenn man CO2 besteuert und dann die zusätzlichen Einnahmen entsprechend verteilt. CO2-Steuern können natürlich zum Teil auch wirtschaftlich schwächere Gruppen treffen. Dementsprechend liegt es nahe, die neuen Staatseinnahmen für eine verstärkte soziale Absicherung dieser Gruppen zu verwenden und die Einkommensteuern für niedrigere Einkommen zu senken.

Problem Zertifikatehandel

Eine Alternative zu CO2-Steuern ist der Zertifikatehandel insbesondere für Industrie und Energiegewinnung, in dem vom Staat eine beschränkte Anzahl an Ausstoßzertifikaten verteilt wird. Wer fossile Brennstoffe verwenden will, muss dann Zertifikate am Markt kaufen. So ein System ist in den Auswirkungen im Prinzip recht ähnlich wie CO2-Steuern. In der Praxis gibt es aber oft mehrere Probleme. Die Preise für Zertifikate schwanken oft stark. Wenn zu viele Zertifikate ausgegeben wurden und die Wirtschaft langsamer wächst als erwartet, stürzen die Preise ab, und das System wird irrelevant. Darüber hinaus werden aus politischen Gründen die Zertifikate vom Staat anfänglich oft an diejenigen verteilt, die schon zuvor viel verschmutzt haben, sodass sich diese Ungerechtigkeit weiter fortsetzt.

Politische Hindernisse

Im Grunde genommen ist die Sache also relativ klar: Erderwärmung passiert, fossile Brennstoffe sind schuld, und CO2-Steuern wären eine gute Antwort. Letztlich ist es also eine politische Frage, ob wir eine massive Erderwärmung mit ihren katastrophalen Folgen verhindern.

Das Pariser Abkommen scheint ein guter Anfangspunkt mit hinreichend ehrgeizigen Zielen. Allerdings sind die versprochenen Emissionsreduktionen in diesem Abkommen nicht rechtlich bindend und Verletzungen mit keinen Sanktionen verbunden. Letztlich bedarf es also in erster Linie des demokratischen Drucks auf nationale Regierungen, diese Ziele auch umzusetzen, insbesondere durch Einführung entsprechender CO2-Steuern, kombiniert mit Transfers und Einkommensteuerreduktionen für niedrige Einkommen. (Maximilian Kasy, 29.5.2017)