Wien/Stuttgart – In der Südwestbank in Stuttgart wurde die Belegschaft am Mittwoch vom bevorstehenden Verkauf an die Wiener BAWAG P.S.K. überrascht. Sobald der Deal über die Bühne gegangen ist, soll die künftige Strategie gelüftet werden. Der Name und die Marke Südwestbank sollen erhalten bleiben, sagte ein Südwestbank-Sprecher der "Stuttgarter Zeitung".

Außerdem werde es keine Eingriffe in bestehende Kundenverträge geben. Die Banken geben bisher keine Auskunft darüber, ob der Vorstand der Südwestbank bleibt. Derzeit ist Wolfgang Kuhn Vorstandssprecher. Außerdem gehören Andreas Maurer und Wolfgang Jung dem Leitungsorgan an.

BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk sieht im Kauf der Südwestbank eine ideale Plattform für die Expansion in Deutschland, wie er am Mittwoch gegenüber der APA erklärt hat. "Alles läuft über die Südwestbank – das ist für uns ein Vorteil', sagte dazu der Südwestbank-Sprecher.

Überraschender Verkauf

Mittwoch Mittag hatten die mehrheitlich dem US-Fonds gehörende BAWAG und die Südwestbank die Medien informiert. Die Mitarbeiter der baden-württembergischen Bank sind ihrem Sprecher zufolge ebenfalls am Mittwoch über den geplanten Verkauf informiert worden. "Das kam überraschend. Aber ich glaube, dass es den Führungskräften gelungen ist, die Perspektiven aufzuzeigen." Ein Vorteil sei, dass die BAWAG P.S.K. die Südwestbank als Basis für die Expansion in Deutschland betrachte: "Das bietet auch Chancen, dass wir über Baden-Württemberg hinaus wachsen – das ist eine spannende Perspektive."

Die Stuttgarter Zeitung hat den Deal einen "Paukenschlag" genannt, und spricht von einem "Schritt auf einen schweren Markt". Über die Gründe, warum die Strüngmann-Brüder die Bank jetzt verkaufen, könne man bisher nur spekulieren. Offen sei auch, ob sich die Investition für sie gelohnt habe, immerhin hätten sie über die Jahre einige Hundert Millionen Euro in das Institut stecken müssen. Sinnvoll sei das Geschäft aber auf jeden Fall für die österreichische BAWAG, die schon länger ihre Geschäfte nach Deutschland ausweiten wollte, resümiert das Blatt. Baden-Württemberg sei da für eine Privatbank, die sich vor allem um vermögende Anleger kümmern möchte, sicher keine schlechte Adresse.

Eigenkapital verdoppelt

Die aktuellen Aktionäre der Südwestbank, die Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann, hatten das Eigenkapital vor mehr als drei Jahren um 386 auf 727 Mio. Euro fast verdoppelt. Heuer zu Jahresbeginn hat die Südwestbank das aus Private-Equity-Fonds bestehende Beteiligungsportfolio verkauft, das die Eigentümer der Bank Ende 2013 im Rahmen der Kapitalerhöhung eingebracht hatten. Der Barverkauf sorgte laut deutscher "Börsenzeitung" für einen Gewinn von 125 Mio. Euro, der in das Ergebnis 2017 einfließen werde.

Die Brüder Strüngmann, Gründer des deutschen Pharmaherstellers Hexal und seit dessen Verkauf an Sandoz sehr reich, hatten die Südwestbank der DZ Bank im Jahr 2004 abgekauft, nach deutschen Medieninformationen für rund 100 Mio. Euro. (APA, 26.5.2017)