Hallein/Rif – Im Hallenbad des Universitäts- und Landessportszentrums Rif in Salzburg sorgt offenbar seit Jahren ein nackter Badegast für Aufregung. Kinder und Jugendliche, die dort trainieren oder am Schwimmunterricht teilnehmen, fühlen sich offenbar belästigt und haben sich wiederholt beschwert. Geschehen sei bisher nichts, sagte am Freitag SPÖ-Sportsprecherin LAbg. Nicole Solarz. Sie erstattet nun Anzeige.

Bei einem Pressegespräch zeigte die Abgeordnete auch zwei Videos, auf denen der Exhibitionist nackt unter Wasser aufgenommen wurde. Außerdem legte sie den Brief von Eltern vor, in dem diese von Beschwerden ihrer Kinder berichten. Der Mann sei während des Trainings immer wieder unbekleidet geschwommen und habe sich nach dem Schwimmen auch nackt außerhalb des Beckens bewegt. Schon vor Jahren hätten sich ihre Söhne bei den Trainern und beim Verbandspräsidenten beschwert, die dies an den Bademeister weitergeleitet hätten. Geändert habe sich dadurch aber nichts, so die Eltern.

"Gesellschaft muss handeln"

"Für mich ist die Vorstellung unerträglich, dass Kinder und Jugendliche während des Trainings sexuell belästigt werden. Und seit Jahren wird das toleriert und geduldet und nichts dagegen unternommen", sagte Solarz. "Wenn Kinder einer Gefahr eines sexuellen Missbrauchs ausgesetzt sind, muss die Gesellschaft sofort handeln." Sie hat heute daher Anzeige gegen Unbekannt erstattet, und zwar wegen des Verdachts der sittlichen Gefährdung von Personen unter 16 Jahren und einer öffentlichen geschlechtlichen Handlung sowie wegen Anstandsverletzung.

Außerdem zeigte sie den Direktor des Sportzentrums sowie den Verbandspräsidenten und den Cheftrainer wegen des Verdachts der Beihilfe an. Und schließlich kündigte Solarz eine umfangreiche parlamentarische Anfrage an Sportlandesrätin Martina Berthold (Grüne) an.

Für die Abgeordnete ist der Direktor "nicht länger tragbar". Nach den Elternbeschwerden hätte er zumindest sofort ein Hausverbot für den Mann aussprechen müssen. Sollte er von den Vorfällen gewusst und nichts dagegen unternommen haben, sei dies ein Grund für eine fristlose Entlassung. Habe er davon nichts gewusst, so sei dies eine Führungsschwäche. "Berthold sollte zumindest die Suspendierung aussprechen und die Entlassung prüfen", forderte Solarz.

Angeblich Hose verloren

Der Direktor des Universitäts- und Landessportszentrums (ULSZ) Rif in Salzburg, der sich derzeit im Urlaub befindet, wies am Freitagnachmittag gegenüber der APA den Vorwurf der Untätigkeit scharf zurück. Er habe erst vor zehn Tagen erstmals von einem einzelnen Vorfall mit einem nackten Badegast erfahren, und der habe vor einem Jahr angeblich beim Betreten des Beckens die Hose verloren.

Der Pensionist sei damals auch darauf hingewiesen worden, dass im Wiederholungsfall die Polizei verständigt werde. Da es nur ein einziger Zwischenfall aus der Vergangenheit gewesen sei, habe er keinen weiteren Handlungsbedarf gesehen. Hätte er von den heute behaupteten Beschwerden, dass sich Kinder von einem nackt badenden Mann belästigt fühlen, schon früher gehört, wäre selbstverständlich ein Anruf bei der Polizei die allererste Reaktion von ihm gewesen, sagte der Direktor. Weiters wies er darauf hin, dass das ULSZ Rif kein öffentliches Bad sei und keinen eigenen Bademeister zur Aufsicht habe, sondern die Aufsichtspflicht bei den jeweiligen Vereinen oder Gruppen selbst liege.

Außerdem kündigte der Leiter eine Anzeige wegen Rufschädigung an. Er persönlich betrachtet die heutigen Vorwürfe als Retourkutsche im Zusammenhang mit einer langjährigen Auseinandersetzung im Bereich des Schwimmsports. (APA, 26.5.2017)