Rom – Die von der italienischen Regierung am Freitag eingeführte Impfpflicht für Kinder sorgt für heftige Proteste. Umstritten ist vor allem, dass Eltern nicht geimpfter Kinder beim Jugendamt gemeldet werden und auch das Fürsorgerecht verlieren können. Auf sie kommen auch hohe Bußgelder zu.

Die Impfpflicht gilt für insgesamt zwölf Krankheiten, darunter Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken. Nicht geimpfte Kinder im Alter bis zu sechs Jahren werden künftig nicht in Krippen, Kindergärten oder Vorschulklassen aufgenommen. Die Impfpflicht gilt ab dem kommenden Schuljahr, das im September beginnt.

Anti-Impfungsverbände riefen zu einer nationalen Protestkundgebung am 8. Juli in der Stadt Pesaro auf. Sie bestreiten eine Masernepidemie in Italien, die die Einführung einer Impfpflicht rechtfertige. In den meisten europäischen Ländern bestehe keine Impfpflicht. Die Impfverweigerer beschuldigten die Regierung, im Dienst einflussreicher Pharma-Lobbys zu stehen.

Eine Rekordzahl an Masernerkrankungen hat in Italien die Debatte über Impfungen angefacht. Bis Mitte Mai registrierten die Gesundheitsbehörden 2.395 Erkrankungen, sechsmal so viele wie im Vorjahreszeitraum. (APA, 21.5.2017)