Reißen wir kurz die botanischen Hardfacts an: Der Holunder sprießt als eigene Pflanzengattung in mehr als zehn Arten aus dem Boden und schafft ein stattliches Alter von über 100 Jahren. In Österreich trifft man am häufigsten auf den Schwarzen Holunder – vulgo Holler – und Roten Holunder – auch Bergholunder genannt, der in höheren Lagen mit dem schwarzen Holler abklatscht. In Mitteleuropa ist der Strauch weit verbreitet. Vermutlich liegt das nicht nur daran, dass viel von ihm verwertet werden kann und er von "Super G’sund" bis zur Heilpflanze das ganze Programm spielt, sondern auch, dass der Volksglaube ganze Kultrituale rund um ihn aufgezogen hat. Demnach schützt der Holler vor der Hütte erstens vor Gewitter und zweitens vor böse Geistern. So oder so, möge der Saft mit dir sein.

Foto: Anna Zora

Der Wunder-Holunder

Grundsätzlich sind die Blätter und Beeren ein bisserl toxisch – also Obacht walten lassen – denn im rohen Zustand führt das enthaltene Sambunigrin zu Erbrechen oder Durchfall. Sobald die Blätter und Beeren erhitzt werden – 26 Grad reichen da schon aus – zerfällt das Sambunigrin und wird bekömmlich. Der Holunder wirkt wunderbar natürlich entzündungshemmend, schleimlösend, schweißtreibend, schmerzlindernd und last but not least Immunität-stimulierend. Die Beeren sind geladen voll mit Vitamin A und C. Nicht ohne Grund hat das Gehölz eine solch sagenhafte Geschichte hat.

Holler gegen Wehwehchen

Dem Holunder spricht man etliche Linderungsmöglichkeiten zu. So werden aus dem Strauch Mittelchen gebraut, die gegen Erkältungen, fiebrige Grippeinfekte, Husten, Nebenhöhlenentzündungen, Halsschmerzen, Bronchienproblemen, Gicht, Rheuma, Ischias, hohen Blutzucker, Ödeme, Blähungen, Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, unreine Haut und Entzündungen helfen sollen.

Die Blüten und Blätter können frisch oder getrocknet zu Tee aufgegossen werden. Die Beeren kann man zum Saft aufkochen – wer mag, gibt ein bisschen Zucker dazu – und Stamperlweise prophylaktisch oder bei diversen Wehwehchen zu sich nehmen.

Foto: Anna Zora

Der köstliche Holunder

Die Blütezeit ist ziemlich variabel zwischen Mai und Juni einzuordnen, je nachdem wie sonnig sein Platzerl ist, beziehungsweise wie hoch oben er sich angesiedelt hat und dauert nur wenige Wochen – also husch husch, ab zur Ernte!

Aus den Blüten kann man bochane Holla Blia – gebackene Hollunderblüten – machen. Dafür aus Mehl, Milch, Eiern und einer Prise Salz einen Backteig anrühren, die Blüten mit dem Stiel nach oben auf Tauchstation schicken und in heißem Öl rausbacken. Mit Zimt und Zucker genießen.

Ab August kann man aus den Beeren dann den legendären Hollerröster fabrizieren. Holunderbeeren entstielen und mit Zitronensaft, Nelken, Zimt sowie etwas Wasser 20 Minuten kochen. Einen Apfel reiben und gemeinsam mit ein paar halbierten Zwetschken sowie Zucker nach Belieben, weitere zehn Minuten einkochen. 

Foto: Anna Zora

Wir lieben den Saft

Nehmt euch ein Körberl und geht wie Rotkäppchen ab in den Wald, denn dort sind die Blüten rein und jungfräulich unbefleckt von den Abgasen des Straßenverkehrs.

30-40 Stück Holunderblüten
500 Gramm Zitronen (bio)
anderthalb Liter Wasser
1 Kilogramm Zucker

Holunderblütensaft herzustellen ist wahrlich keine große Hexerei. Die Blüten werden etwas abgeblasen – bloß nicht waschen, sonst gehen die Aromen flöten – und gemeinsam mit den in Scheiben geschnittenen Zitronen in ein großes Gefäß gelegt. Das Wasser gemeinsam mit dem Zucker aufkochen bis er sich auflöst, etwas abkühlen lassen und über die Blüten gießen. An einem kühlen Ort 24 bis 48 Stunden ziehen lassen. Durch ein Mulltuch abseihen und in saubere Flaschen abfüllen. (Esa Imre, Anna Zora, 29.5.2017)

Foto: Anna Zora

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