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Malt – im Bild der Hafen der Hauptstadt Valetta – gilt innerhalb der EU als attraktivstes Niedrigsteuerland.

Foto: APA/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Wien/Valletta – Auf einer Daten-CD mit umfangreichen Handelsregisterdateien der Mittelmeerinsel Malta befinden sich laut einem "Kurier"-Bericht in der Samstagausgabe auch 2.553 Einträge zu zum Teil prominenten Österreichern. Dem Finanzministerium sei die 2,63 Gigabyte große Datei ebenfalls zugespielt worden. Diese prüfe nun, ob Steuervermeider darunter seien.

Der kleinste EU-Mitgliedsstaat gilt innerhalb der EU als attraktivstes Niedrigsteuerland, so die Zeitung. Über eine Malta-Gesellschaft samt Leasing-Konstruktion könnte bei einem Yacht-Kauf die Umsatzsteuer erheblich gedrückt und über gewiefte Holdingkonstruktionen die Körperschaftsteuer massiv verringert werden. Glücksspiellizenzen gebe es für ein Butterbrot. Finanzvermögen, das Fonds im Ausland bunkern, werde nicht besteuert, schreibt die Zeitung.

Aufscheinen bedeutet nicht automatisch unredliches Verhalten

"Dieser Datensatz wird von Steuerfahndern und Forensiken analysiert. Sie müssen die angeführten Personen mit bereits erfassten Steuerpflichtigen abgleichen", zitiert die Zeitung einen Sprecher des Finanzministeriums. Ziel sei es, festzustellen, ob überhaupt eine Steuerpflicht im Inland bestehe. "Die österreichische Staatsbürgerschaft alleine löst noch keine Steuerpflicht aus und das Aufscheinen auf der Liste bedeutet nicht automatisch steuerunredliches Verhalten", so der Sprecher. Sollten aber Steuervermeidungspraktiken vorliegen, werde man diese aufdecken. Zu Einzelfällen und Ermittlungen könnten aber keine Auskünfte gegeben werden.

Laut "Kurier" unterhält etwa die AUA auf Malta eine Gesellschaft für Leasing-Flugzeuge. Steuerrechtliche Vorteile bringe das keine, betonte ein AUA-Sprecher gegenüber der Zeitung. Weiters betreibe der Caterer Do&Co auf Malta das Airline-Catering "Sky Gourmet" und weitere Firmen wie die IBI Yachting und IBI Leasing, deren Zweck mangels Stellungnahme unklar sei. Bei IBI seien Rita Dogudan und Firmenanwalt Haig Asenbauer eingetragen.

Der niederösterreichische Schotterbaron Anton Lasselsberger hat laut dem Bericht bereits 1993 drei Malta-Gesellschaften gegründet. Eine Asamer Malta Real Estate Ltd. sei von den gleichnamigen Schotterbaronen aus dem oberösterreichischen Ohlsdorf gegründet worden und gehöre heute einem Gunskirchner Unternehmer. Der steirische Anlagenbauer Johann Christof Group sei mit fünf Gesellschaften auf Malta vertreten, in vier davon sei Finanzvorstand Gernot Schieszler, ehemaliger Kronzeuge im Telekom-Prozess, eingetragen.

Tiroler Sparkasse Schwaz mit Wertpapiergeschäften

Von den heimischen Banken ist laut "Kurier" nur die Tiroler Sparkasse Schwaz mit der Sparkasse Malta und einer dazugehörenden Holding auf der Insel vertreten. Den Schwazer Bankdirektor Harald Wanke erreichte die Zeitung telefonisch zufällig auf Malta. Man habe eine Ausweitung des Wertpapiergeschäftes gesucht und vor 15 Jahren auf Malta gefunden, sagte Wanka. Man sei geblieben, weil man ein anderes Geschäftsmodell habe. "Wir haben fast keine österreichischen, sondern internationale Kunden", so der Bankchef. Die steuerlichen Vorteile von Malta, die man nutze, seien aber nicht der Hauptfokus. Auch Ex-Meinl-Banker Peter Weinzierl soll zwei Mal in der Daten-CD aufscheinen, als Aufsichtsrat der Balkan Acquisitions Ltd und Repräsentant de Fulcrum Properities SE.

Raiffeisenbanker Herbert Stepic und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sind als Aufsichtsräte der Novia Management eingetragen. Sie seien von früheren Admiral-Sportwetten-Managern dazu gebeten worden, so Stepic zur Zeitung. Aus dem geplante Glücksspielprojekt sei aber nichts geworden. Ex-Skirennläufer Harti Weirather scheint zwei Mal auf, mit seinen Firmen WWP Sports und WWP Holding Ltd.

Österreichische Glücksspielfirmen

Auffällig sei der hohe Anteil an Österreichern, die Glücksspielfirmen von Malta aus betreiben, vor allem im Internet, heißt es weiter.

Laut einem Agenturbericht wertet das Recherchenetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) die Daten aus. Am Freitag habe sie mit der Veröffentlichung der Ergebnisse begonnen. Dem EIC waren in den vergangenen Monaten zwei Datensätze, die sogenannten Malta Files, zugespielt worden. Die Papiere erlauben laut "Spiegel" einen tiefen Einblick in das maltesische System von Firmengründungen und legen die Inhaber dortiger Firmen offen. Die Insel soll anderen EU-Staaten jährliche Steuereinnahmen in Höhe von zwei Milliarden Euro entziehen. (APA, 20.5.2017)