Vor wenigen Monaten schienen die iranischen Präsidentschaftswahlen für Amtsinhaber Hassan Rohani noch das zu sein, was man auf Österreichisch eine gmahte Wiesn nennt: Aber nach und nach wich diese Sicherheit der Möglichkeit, dass Rohani der erste iranische Präsident werden könnte, dem keine zweite Amtszeit beschert ist. Nicht, dass er nicht nach wie vor beliebt ist und bei Umfragen führt: Aber selbst treue Anhänger und Anhängerinnen geben zu, dass sie eher an ihm festhalten, weil sie ihn für alternativlos halten, als dafür, dass er seine 2013 gegebenen Versprechen eingelöst hat.

Und neue Versprechen im Wahlgepäck hat Rohanis konservativer Herausforderer Ebrahim Raisi zuhauf, auf den der religiöse Führer Ali Khamenei große Stücke hält. Raisi ist im konservativen Establishment unbestritten, und er weckt Hoffnungen bei jenen Iranern und Iranerinnen, denen Rohanis außenpolitische Wende, der Atomdeal, nichts gebracht hat. Das sind die meisten. Ihnen geht es nicht so sehr um mehr Freiheit als um mehr Brot.

Ein Wahlhelfer Raisis sitzt sogar im Weißen Haus: Zwar haben die USA am Mittwoch die im Zusammenhang mit dem Atomdeal stehenden Sanktionsaufhebungen noch einmal verlängert. Aber US-Präsident Donald Trump stellt den Deal dennoch infrage – und lässt dadurch Rohani wie einen Naivling aussehen, der sich von den USA betrügen ließ. (Gudrun Harrer, 18.5.2017)