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Archivaufnahme von Chelsea Manning.

Foto: U.S. Army via AP, File

Für die einen ist sie eine Heldin, für die anderen eine Landesverräterin. Nach sieben Jahren Haft ist die frühere Wikileaks-Informantin Chelsea Manning seit Mittwoch auf freiem Fuß. Die 29-Jährige wurde vorzeitig aus dem Militärgefängnis im US-Bundesstaat Kansas entlassen, nachdem ihr der frühere Präsident Barack Obama den größten Teil der 35-jährigen Haftstrafe erlassen hatte.

800.000 Dokumente Wikileaks zugespielt

Manning hieß früher mit Vornamen Bradley und vollzog in der Haft eine Geschlechtsangleichung. Unter ihrem früheren Namen hatte die IT-Heeresspezialistin während ihrer Stationierung im Irak der Enthüllungsplattform Wikileaks hunderttausende Dokumente zugespielt.

Der erste Tweet von Manning am Mittwoch.

Die Enthüllungen waren ein riesiger Scoop für Wikileaks. Mit einem Schlag konnte sich jeder, der Internet-Zugang hat, ein ungefiltertes Bild vom Krieg machen. Ein inzwischen weltbekanntes Video entlarvte das besonders brutale Vorgehen von US-Soldaten 2007 im Irak: Aus einem Kampfhubschrauber eröffneten sie das Feuer auf Zivilisten – mehrere Menschen wurden getötet, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Und: Die Botschaftsdepeschen zeigten ungeschminkt, wie manche US-Botschafter über die Politiker in ihren Gastländern dachten. Beides löste Skandale aus, die US-Regierung war blamiert.

Journalistemn warteten vor dem Gefägnis auf Manning
Foto: APA

Manning wurde 2010 festgenommen und 2013 vor einem Militärgericht in mehr als 20 Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter Spionage und Geheimdienstverrat. Es war die höchste Strafe, die in den USA jemals gegen einen Whistleblower verhängt wurde. Ihre Haftbedingungen waren anfangs von seltener Härte. Mehrfach verlegt, war sie als einzige Frau in einem Militärgefängnis unter lauter Männern.

Nach eigenen Angaben wollte Manning damit eine Debatte über die Kriege in Afghanistan und dem Irak anstoßen. Im Gefängnis unternahm sie zwei Suizidversuche und wurde oft in Isolationshaft gehalten.

Assange "kann es nicht erwarten, sie zu treffen"

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange bezeichnete die Freilassung Mannings als "epischen Sieg".

"Ich kann es nicht erwarten, sie zu treffen", twitterte Assange am Dienstag. Assange hält sich seit Juni 2012 in der Botschaft Ecuadors in London auf, um einer Auslieferung an Schweden im Zusammenhang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs zu entgehen – und letztendlich auch einer Überstellung an die USA. (red,APA, 16.5.2017)