Genf/Wien – Am Montag ist die internationale Forschungsinitiative "Year of Polar Prediction" in Genf gestartet worden. Partner aus über 20 Ländern planen in dem Projekt, die Wetter-, Eis- und Klimaprognosen für Arktis und Antarktis zu verbessern. Damit will man besser verstehen, wie der Klimawandel an den Polen das Wetter in den mittleren Breiten beeinflusst.

Die Initiative wurde von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Alfred Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) ins Leben gerufen. Hintergrund sind die mangelnden Wetterdaten aus der Polarregion, wodurch Prognosen für Arktis und Antarktis unzuverlässig sind. Ziel des "Year of Polar Prediction" (YOPP) ist es, diese Beobachtungslücken zu schließen.

Neue Messstationen

Dazu sollen in den kommenden zwei Jahren verschiedene Messkampagnen in der Arktis und Antarktis durchgeführt und die Zahl der automatischen Messstationen erhöht werden. Die gewonnenen Daten sollen für bessere Modellierungen der Eis- und Wetterentwicklung in den Polarregionen genutzt werden, um die Gefahren für die Schifffahrt und andere menschliche Aktivitäten in der Region zu minimieren.

Die Wissenschafter verweisen aber auf noch viel weitreichendere Auswirkungen der Polarregionen, wo die Folgen des Klimawandels deutlicher zu spüren sind als überall sonst auf der Erde. "Die Arktis und Teile der Antarktis erwärmen sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt", sagte Thomas Jung vom AWI. "Wir beobachten, wie die Gletscher, das Meereis und die Schneedecke schrumpfen und sich diese Veränderungen unmittelbar auf den Meeresspiegel und die bisher typischen Wetterabläufe auswirken."

Einflussreiche Pole

Derzeit können die Wissenschafter die weitere Entwicklung und das Ausmaß der Veränderungen nur unzureichend vorhersagen. Die Beobachtungslücken in der Arktis beeinträchtigen auch die Qualität der Wetter- und Klimavorhersagen für Europa und Nordamerika. "Aufgrund von Fernwirkungen beeinflusst der Klimawandel in den Polarregionen das Wetter und Klima in den mittleren Breiten, in denen Abermillionen Menschen leben", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Die Erwärmung der Luftmassen in der Arktis und der Rückgang des Meereises wirken sich nicht nur auf die Meereszirkulation und den Jetstream aus. "Es scheint auch Verbindungen zu Wetterextremen wie Kälteeinbrüchen, Hitzewellen und Trockenperioden in der nördlichen Hemisphäre zu geben", so Taalas. (APA, 15.5.2017)