Weil er im August vergangenen Jahres "Pokémon Go" in einer Kirche in Jekaterinburg gespielt hatte, wurde der russische Blogger Ruslan Solokowski vor Gericht gestellt. Damals war der Hype um das Handygame gerade auf seinem Höhepunkt angelangt und der 22-jährige, bekennende Atheist hatte es als Vehikel für Kritik an Religion und Gesetzen, die Kritik an ihr erschweren.

Nun steht das Ausmaß des Nachspiels für den seit Oktober in Untersuchungshaft sitzenden Videomacher fest, berichtet ABC News unter Verweis auf die russische Nachrichtenagentur TASS. Richterin Jekaterina Schoponiak sprach eine Haftstrafe im Ausmaß von 3,5 Jahren aus und entsprach damit dem Wunsch der Anklage. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt.

Sokolovsky!

Seit Oktober in U-Haft

Neben dem Spielen von "Pokémon Go" wurde ihm auch das Mitführen und Verwenden einer in einem Kugelschreiber versteckten Minikamera zur Last gelegt. Das Urteil begründete die Richterin damit, dass der Blogger "Hass geschürt", "religiöse Gefühle verletzt" und "Respektlosigkeit gegenüber der Gesellschaft" gezeigt habe. Solokowski war schon im September unter Hausarrest gestellt worden. Da er entgegen der Auflagen ein neues Video veröffentlicht hatte, wurde er im Oktober in Untersuchungshaft überstellt.

Vergangenen Monat hatte sich Solokowski gegenüber der Seite Meduza schriftlich zu seinem Verfahren und dem verlangten Strafmaß geäußert, schreibt Gizmodo. "Ich bin vielleicht ein Idiot, aber sicherlich kein Extremist. Vor langer Zeit wurden Leute für viel längere Zeit in Lager gesperrt, weil sie Witze über den Kommunismus oder über Stalin machten. Jetzt soll ich ins Gefängnis, weil ich mich über die Orthodoxie und den Patriarchen Kirill lustig gemacht habe." Die Rechtslage bezeichnete Solokowski weiters als "Unzivilisiertheit" und "Barbarei".

Das Video von Solokowskis Monsterjagd in der Kirche ist weiterhin online. Es verzeichnet mittlerweile mehr als 1,9 Millionen Aufrufe. (gpi, 11.05.2017)