Demonstranten in Venezuela setzen im Kampf gegen die Polizei der Hauptstadt Caracas eine neue Waffe ein: bei einer Kundgebung am Mittwoch wurden die Beamten erstmals mit selbstgebauten Fäkalienbomben beworfen. In WhatsApp-Gruppen wird Schritt für Schritt erklärt, wie man die "Poopootov" genannten Wurfgeschoße anfertigt.

Der Einsatz der Fäkalienbomben ist nicht unumstritten: Führungspersönlichkeiten der Opposition versuchen, Soldaten und Polizisten zu überzeugen, dass auch sie unter der Wirtschaftspolitik Präsident Nicolas Maduros leiden und befürchten deshalb, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte.

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Foto: REUTERS/Christian Veron

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"Für die politischen Gefangenen"
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Außerdem wird befürchtet, dass sich durch die keimverseuchten Wurfgeschoße Krankheiten ausbreiten könnten. Viele Medikamente sind in Venezuela aufgrund der Wirtschaftskrise nur schwer erhältlich. Am Mittwoch veröffentlichte die Regierung Gesundheitsdaten für das Jahr 2016, denen zufolge die Säuglingssterblichkeit seit dem Vorjahr um 30 Prozent gestiegen ist. Außerdem starben über 65 Prozent mehr Mütter in den ersten 42 Tagen nach der Geburt, auch Malaria, Diphterie und Zika-Fieber breiten sich aus.

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Die Führungsebene des Oppositionsbündnisses "Tisch der demokratischen Einheit" (MUD) hat sich bisher nicht zu den umstrittenen Wurfgeschoßen geäußert. Der Abgeordnete Rafael Guzmán von der Rechtspartei Primero Justicia, der am Montag gefilmt wurde, als er Tränengasgranaten auf Polizisten zurückwarf, verteidigt allerdings den "Poopootov"-Einsatz: "Sie setzen ihre Waffen gegen uns ein, also verwenden die Leute, was sie haben", zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters.

39 Todesopfer seit Anfang April

Die gewaltsamen Proteste in Venezuela haben inzwischen 39 Todesopfer gefordert. Wie die Behörden mitteilten, wurde ein 26-Jähriger bei einer Oppositionskundgebung in Caracas erschossen. "Mit großer Trauer muss ich mitteilen, dass ein weiterer junger Mann ermordet worden ist", sagte der Bürgermeister des Stadtteils Baruta, Gerardo Blyde. Bei der Demonstration wurden zudem über 80 Menschen verletzt. Zudem starb ein am Montag verletzter 32-Jähriger in Merida an seinen Verletzungen. (bed, 10.5.2017)

Rafael Guzmán im gelben Hemd