Regisseur Virgil Widrich (links) und Kameramann Christian Berger bei den Dreharbeiten zum Film "Die Nacht der tausend Stunden".

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St. Pölten – Auf der Suche nach Innovationen landen die Visionäre des öfteren in der Vergangenheit. Der virtuelle Klangraum von Kurt Danner und seinem Partner Frank Strahmer von Bellevue Virtual Media basiert auf einer Idee der Briten Michael Gerzon und Peter Fellgett aus dem Jahr 1970. Danner und Strahmer nutzen deren Mikrofontechnik und erzeugen über Richtungsachsen ein akustisches Feld, das dem Klang im Raum entspricht. Das Projekt stellten sie bei der c-tv-Medientechnologiekonferenz der FH St. Pölten vor. Ihre Zukunftsvision: "Sich via Headtracking auf die Bühne zu versetzen." Schließlich macht der Ton die Musik.

"Was kommt zuerst? Vision oder Innovation?", lautete die Grundfrage der Tagung. Tenor: Die beste Technik ist nichts wert, wenn die Idee nicht stimmt. Der Regisseur Virgil Widrich arbeitete bei seinem Film "Die Nacht der 1000 Stunden" mit Rückprojektionen, die man aus alten Kinofilmen kennt: Im Vordergrund ein Darsteller mit wehendem Haar, im Hintergrund rennt ein Film ab, in Wirklichkeit wippt das Schaukelpferd.

Plötzlich viel größer und spektakulär

Die Technologie kam in Zeiten der Digitalisierung aus der Mode, Widrich griff sie zunächst aus einer Not wieder auf: Gedreht wurde aus Kostengründen in Luxemburg. Der Film spielte in Wien, eine Kulisse aufzubauen, wäre zu aufwändig gewesen. Also schuf Widrich virtuelle Räume für die Inszenierung: "Wenn man Rückprojektionen und Beleuchtung miteinander matcht, wird der Film plötzlich viel größer und spektakulär", sagte Widrich. Eine Methode, die Raum, Zeit und Geld spare: "Mit einem 2000-Euro-Beamer und normalem Equipment können zauberhafte Dinge entstehen, lässt sich eine Magie zwischen digitaler und traditioneller Bildproduktion herstellen."

Der Hai am Times Square

"In meiner Zukunftsvision kommen Spieleentwickler und Filmemacher bei VR-Filmen zusammen", sagte Johanna Pirker. Die Gamedesignerin sieht im Videospiel den maßgeblichen Treiber für das Filmbusiness. In Jörg Reitterers Vision springt der Hai aus der Videowall am Times Square. Mit seiner "Trixel"-Technologie macht der Hightech-Profi 3-D-Effekte outdoorfähig.

"Es geht nur um die gute Idee", sagte die Videojournalistin Christiane Wittenbecher. Wie es als Häftling im Stasigefängnis in der DDR gewesen sein muss, macht sie neben anderen Projekten im 360-Grad-Video erlebbar.

"Eine gute Geschichte ist wie eine Pizza", wagte Tony Gregory, Regisseur von TV-Shows in aller Welt, in Großbritannien etwa "Big Brother" und "The Voice", einen kulinarischen Vergleich: "Sie sind beide plattformunabhängig." Sein Rat an die Studierenden: "Liebe Veränderung, spiele und experimentiere, kenne die Regeln, brich die Regeln." (Doris Priesching, 9.5.2017)