Frankreichs neuer Präsident sucht Person X: Wer Macrons Regierung vorsteht, muss über Erfahrung verfügen, darf aber nicht allzu fest in Parteistrukturen verankert sein. Und sollte idealerweise eine Frau sein

Indizien dafür, wohin Emmanuel Macron Frankreich führt, könnten schon in Kürze bekannt werden. In Paris erwartet man gespannt die Kür des neuen Premierministers, Gerüchte gibt es viele, Handfestes ist dagegen rar. Der neue Präsident soll sich bereits festgelegt haben, heißt es. Auch, dass Macron eine Frau als Regierungschefin bevorzugen würde.

Die Europaabgeordnete Sylvie Goulard will zu den Spekulationen am Montag keinen Kommentar abgegeben. Klar scheint aber, dass der Name der 52-jährigen Politologin zur Stunde am häufigsten genannt wird. Goudard, die dem zentristischen Mouvement démocrate (MoDem) des Macron-Verbündeten François Bayrou angehört und früher den EU-Kommissionschef Romano Prodi beraten hat, gilt als versiert auf dem internationalen Parkett, allerdings fehlt es ihr an Erfahrung im parlamentarischen Ränkespiel.

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Der Lyoner Bürgermeister Gérard Collomb ist ein Veteran des politischen Lebens in Frankreich. Der 69-Jährige ist Gründungsmitglied des Parti Socialiste (PS) und gilt als innovativer Stadtchef der drittgrößten Metropole des Landes. Der Senator gehört wie einst Macron zum rechten, sozialliberalen Flügel – und verfügt über viel Erfahrung.

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Dem 65-jährigen François Bayrou, selbst dreimal Präsidentschaftskandidat und aktuell Bürgermeister des südwestfranzösischen Pau, werden schon seit seinem spektakulären Pakt mit Macron Ambitionen auf einen Umzug ins Hôtel Matignon nachgesagt, wo Frankreichs Regierungschef residiert. Sein größter Pluspunkt ist dabei seine weltanschauliche Neutralität: Als Chef des zentristischen MoDem gilt er sowohl Rechten als auch Linken als akzeptabel. Von 1993 bis 1997 war er Bildungsminister der Gaullisten Edouard Balladur und Alain Juppé, seine Erfahrung ist also unumstritten. Problematisch hingegen ist, dass Bayrou nicht der En-Marche-Gruppe des neuen Präsidenten angehört, was einen Traditionsbruch darstellen würde.

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Edouard Philippe, Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre, gehört dem Mitte-rechts-Flügel der konservativen Republikaner an und gilt als einer der Favoriten auf das Premiersamt. Grund: Er personifiziert den Zentrumskurs Macrons – und dessen angestrebte Verjüngungskur der französischen Politik. Der 47-jährige Absolvent der Eliteuniversitäten Science Po und ENA war früher auch bei den Sozialisten aktiv, wo er dem sozialliberalen Flügel rund um Ex-Premier Michel Rocard nachstrebte.

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Der frühere Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian gilt als erfahrenster Politiker auf der Liste jener, die als Premiers unter Macron gehandelt werden. Dem 69-jährigen Sozialisten, der früh ins Lager des neuen Präsidenten übergelaufen war, kommt zudem seine intime Kenntnis des Sicherheitsdossiers zugute. Jene des parlamentarischen Betriebs sowieso. Gegen ihn spricht einerseits sein Alter, andererseits seine enge Verbindung zu Ex-Präsident François Hollande. Beides passt nicht so recht in das Bild des Erneuerers, das Macron gerne von sich gezeichnet wissen will. Vor allem nicht gegenüber der Rechten, die den neuen Präsidenten ohnehin nur allzu gerne als Erben des Alten sieht.

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Richard Ferrand, 54, ist Generalsekretär der Wahlbewegung En Marche und als solcher der engste Weggefährte Macrons seit Beginn von dessen Präsidentschaftswahlkampf. Der sozialistische Abgeordnete aus dem bretonischen Finistère würde dem Präsidenten die notwendige parlamentarische Erfahrung einbringen, seine Zugehörigkeit zum PS gilt allerdings als potenzieller Makel für den dezidiert überparteilichen Präsidenten. Als parlamentarischer Berichterstatter war er unter anderem für die wirtschaftspolitische Gesetzesreform namens Loi Macron. (flon, 9.5.2017)

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