Vorankommen in den Fluten in Gatineau in der Provinz Québec.

Foto: Imago / Mohamed Kadri

Montreal – Die Kanadier rüsten sich für weitere schwere Überschwemmungen. Während heftiger Regen am Sonntag (Ortszeit) anhielt und die Flusspegel ansteigen ließ, verdreifachte die Armee die Zahl der Soldaten im Einsatz gegen die Flut. Sie sollen tausende Menschen in der betroffenen Region im Osten des Landes in Sicherheit bringen. Die Metropole Montreal und acht weitere Ortschaften riefen den Notstand aus.

Montreals Bürgermeister Denis Coderre rief am Sonntag für seine Stadt den Notstand aus. Damit können die Behörden auch Zwangsevakuierungen vornehmen. "Die nächsten 48 Stunden werden entscheidend sein", sagte Coderre vor Journalisten. In Pierrefonds auf der Insel Montreal wurden Evakuierungen angeordnet, nachdem drei provisorische Dämme gebrochen waren.

In der Provinz Quebec wurden den Behörden zufolge bis Sonntag mehr als eintausend Menschen aus ihren Häusern gebracht, die meisten in Gatineau nahe Ottawa. Eine Mischung aus Dauerregen und Wassermassen aus der Schneeschmelze hatte Flüsse zwischen Ottawa und Montreal in den vergangenen Tagen über die Ufer treten lassen. Insgesamt wurden bereits mehr als 2.000 Häuser in 140 Städten und Ortschaften überflutet.

Nachdem am Samstag rund 450 Soldaten im Einsatz gegen die Fluten waren, um Sandsäcke aufzuschichten und Menschen in Sicherheit zu bringen, wurde die Zahl bis Sonntagabend verdreifacht. 500 Soldaten sollten allein in der Gegend um die Metropole Montreal eingesetzt werden, 400 in der Gegend zwischen Gatineau und Rigaud sowie mehr als 500 in der Region Trois-Rivieres nordöstlich von Montreal, wie Armeevertreter Pascal Larose sagte.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Armee zählen die Evakuierung gefährdeter Orte, die Verstärkung von Dämmen und der Schutz von grundlegender Infrastruktur wie Wasseraufbereitungsanlagen oder Brücken. "Unsere Soldaten reagieren schnell und professionell und leisten bereits dringend notwendige Unterstützung für die von den Fluten betroffenen Kanadier", erklärte Verteidigungsminister Harjit Sajjan am Sonntag.

Der Premierminister von Quebec, Philippe Couillard, warnte jedoch am Samstag, das Schlimmste komme erst noch. "Das Wasser wird in den nächsten zwei bis drei Tagen weiter steigen", sagte Couillard nach einem Besuch in Rigaud. Der Ort westlich von Montreal ist seit mehr als einer Woche überschwemmt. Bürgermeister Hans Gruenwald ordnete die Zwangsevakuierung von etwa 100 Häusern an.

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit erwartete, dass die Fluten in Quebec am Montag den Scheitelpunkt erreichen würden. Besonders betroffen von den Überschwemmungen war eine Region von rund 500 Kilometern Länge am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms. Das Erdreich dort ist komplett von den Wassermassen gesättigt. Die neuen Niederschläge können also nicht vom Boden absorbiert werden und fließen in die ohnehin schon stark angeschwollenen Flüsse ab.

Auch im Westen Kanadas, in der Provinz British Columbia an der Pazifikküste, hatten die Menschen weiter mit Überflutungen zu kämpfen. Mindestens zwei Menschen wurden dort weiter vermisst, mehrere Dutzend Häuser mussten evakuiert werden. Verursacht wurden die Fluten auch hier von einer Kombination aus starken Regenfällen und Schmelzwasser. (APA, 8.5.2017)