Eltern können viel dazu beitragen, ihre Kinder von Anfang an in ihrer Zweisprachigkeit zu unterstützen.

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Im vorigen Blogbeitrag habe ich darüber geschrieben, wie Eltern ihre zweisprachigen Kinder für ihre nichtdeutsche Muttersprache motivieren können. Im zweiten Teil der Serie geht es darum, wie wichtig es ist, Sprachen im Dialog und spielerisch zu erlernen.

Für eine gute sprachliche Entwicklung ist der Dialog zwischen dem Kind und dessen Eltern enorm wichtig. Vater und Mutter sind meist die ersten und wichtigsten Gesprächspartner für das Neugeborene, das mit ihnen in Kontakt treten möchte. Zuerst ist die Kommunikation paraverbal, also durch Schreien, Weinen, Glucksen, und nonverbal, durch Blickkontakt und Mimik. Dann kommt langsam mehr und mehr Sprache in die Kommunikation. Wie ein Dialog funktioniert, lernen Kinder bereits als Babys. In diesen Momenten des Austauschs erwerben Kinder besonders intensiv Sprache und haben ganz besonders viel Freude, sich ihren Eltern mitzuteilen. Achten Sie also darauf, sich ausreichend Zeit und Ruhe für Gespräche einzuräumen. Seien Sie aufmerksam und zeigen Sie Ihr Interesse, indem Sie Zwischenfragen stellen und Ihrem Kind in die Augen sehen. Diese zentrale, sprachliche Interaktion ist durch nichts zu ersetzen.

Sprache vor dem Bildschirm lernen?

Oft fragen mich Eltern, ob ihr bilinguales Kind sich sprachlich durch Filme und Videos weiterentwickelt. Kinder sind vor dem Bildschirm auch mit Sprache in Kontakt, allerdings passiv. Es passiert hierbei keine Interaktion. Deshalb kann dies kein Ersatz sein für die Gespräche mit Eltern, Freunden und Verwandten sein. Aber es kann ein guter Zusatz sein.

Lieblingsserien des Kindes in der schwächeren Sprache anzusehen, kann motivieren wirken. Und vor allem ältere Kinder nehmen sprachlichen Input auf, zum Beispiel Vokabular, ganze Ausdrücke oder Redewendungen, manchmal sogar Verhaltensmuster mancher Figuren, die sie sprachlich wiedergeben. Ein englischsprachiger Vater aus Irland erzählt etwa, dass sein Sohn "Peppa Pig’s"-Aussprache imitiert und nicht mehr die seine.

Musik transportiert Sprache

Ungefähr bis zum fünften Lebensjahr finden Kinder Musik und gemeinsames Singen besonders attraktiv. Das ist eine gute Möglichkeit, auch sprachlich-kulturelle Inhalte zu transportieren. So können Sie als Eltern zum Beispiel verschiedene Situationen, die sich im Alltag wiederholen, mit einem Lied begleiten oder einfach immer wieder mit Ihrem Kind singen.

Anfangs wiederholt das Kind den Text ohne auf den Inhalt zu achten. Sie können diesen aber erklären und bewusst machen – so hat Ihr Kind noch mehr Spaß an dem Lied und der Spracherwerb profitiert davon. Jedenfalls sollten alle Medien, die im Alltag Ihres Kindes vorkommen, seien es Filme, Videos, Musik oder Bücher, in allen Sprachen, mit denen es aufwächst, vorhanden sein. So findet es sich mit seiner mehrsprachigen Wirklichkeit wieder.

Spiele im familiären Alltag

Wenn es darum geht, zweisprachige oder sogar dreisprachige Kinder im Alltag in ihrem Spracherwerb zu unterstützen, eignen sich ganz beiläufige Situationen sehr gut dazu. Dabei werden die Handlungen sprachlich von den Eltern begleitet, damit das Kind vor allem in seiner schwächeren Sprache weiter wachsen kann. Wenn Sie ein Auge darauf haben, werden Sie sehen, wie viele Möglichkeiten es gibt.

Wenn Sie zum Beispiel Ihr Kind baden oder wickeln, sind Sie sowieso im Austausch, versuchen Sie doch etwas mehr daraus zu machen. Es ist eine gute Chance, um die Körperteile zu lernen. Es muss nicht immer nur Bein, Fuß und Arm sein, das Sie beibringen. Sie können immer wieder die Komplexität des sprachlichen Inputs steigern. Wie heißen die Finger der Hand, oder Schienbein und Achselhöhle? Weiß Ihr Kind das schon?

Gemeinsam Einkaufen und Kochen

Oder der gemeinsame Einkauf. Geben Sie doch kleine Aufträge, was das Kind suchen und bringen soll und beobachten Sie, was es versteht und was noch nicht. Kinder lieben es, ihren Eltern behilflich zu sein.

Das funktioniert auch wunderbar beim gemeinsamen Kochen. Auf den ersten Blick sind es einfache Dinge, über die Sie sich austauschen. Sie können aber auch einen Schritt weitergehen und die Zubereitung des Essens detaillierter beschreiben. Zum Beispiel die Namen der Gewürze aufgreifen oder Handlungen beim Kochen wie anbraten oder backen. Das Kochen hat zusätzlich eine kulturelle Komponente und Sie können Ihrem Kind einiges über Traditionen, Bräuche, typische Gerichte und Gewürze beibringen. Dabei entsteht ein wunderbares Zusammenspiel aus Sprache, Kultur und Zugehörigkeitsgefühl, denn Essen und Sprache sind zwei sehr emotionale Aspekte in unserem Leben.

Freude an der Kommunikation

Das gute ist, man kann nichts falsch machen. Es geht um die Freude an der Kommunikation und den Spaß an der Sprache. Denn es geht nicht darum, ob etwas richtig oder falsch ist. Der Umgang mit den Sprachen des Kindes soll möglichst spielerisch sein. Manchmal fällt das sehr kreativ aus. Kinder denken sich Fantasiewörter aus, erfinden Sprachen oder behaupten Sprachen zu können, von denen Sie wissen, es stimmt nicht. Aber all das ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass Ihr Kind lustvoll mit seiner Mehrsprachigkeit umgeht. Weiter so! (Zwetelina Ortega, 10.5.2017)