Der Muttertag kann dazu dienen, sich bewusstzumachen, wie es um die Beziehung zur Mutter oder den Eltern generell bestellt ist.

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Wien – Sind die Kinder bereits erwachsen, kann der Muttertag mehr sein als Gedichte, Geschenke oder ein Wirtshausbesuch. Er biete die Chance, die Beziehung von beiden Seiten aus zu überprüfen, sagt Cornel Binder-Krieglstein vom Berufsverband Österreichischer Psychologen. Keine gute Idee wäre es allerdings, ein derartig emotionales Datum für eine Art Abrechnung zu missbrauchen, warnt der Psychologe.

Vielfach hat sich die traditionelle Vater-Mutter-Kind-Familie mit ihrer strikten hierarchischen Struktur zu einer Beziehung gewandelt, die auf Vertrauen, gegenseitiger Unterstützung und einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl aufbaut. "Aber hier stellt sich auch die Frage, wie diese Beziehung gepflegt wird und wie viel Kraft und Energie investiert werden."

Mut für Offenheit

Der Experte wünscht den Beteiligten entsprechenden Mut, offen alles auszusprechen, was passt und was nicht. Allerdings sollte man von sogenannten Killerphrasen wie "Du hast nie ..." oder "Ich habe mir doch immer gewünscht, dass ..." – absehen. Was Eltern für ihre Sprösslinge gemacht haben, sei "unbezahlbar", dennoch ließe sich daraus keine Schuld ableiten, so Binder-Krieglstein.

Es mache durchaus einen Unterschied, ob das Kind drei, 13, 23 oder 53 Jahre alt ist. Entsprechend wandelt sich auch die Beziehung. "Am Muttertag könne man diese für das vergangene Jahr überprüfen – und sich in den anderen hineindenken", sagte Binder-Krieglstein. Sollte gar nichts helfen, sei es unter Umständen vernünftig, sich mit dem Status quo abzufinden. In jedem Fall könne man den Muttertag dazu benützen, sich bewusstzumachen, wie es um die Beziehung zur Mutter oder den Eltern generell bestellt ist. (APA, 5.5.2017)