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Auch am Donnerstag kam es in Caracas wieder zu Ausschreitungen bei den Protesten gegen Staatschef Nicolas Maduro.

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Caracas – In Venezuela hat es bei Studentenprotesten gegen Staatschef Nicolás Maduro erneut heftige Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften gegeben. Polizei und Nationalgarde gingen am Donnerstag mit Tränengas und Gummigeschoßen gegen Demonstranten vor, die an der Zentraluniversität in der Hauptstadt Caracas einen Protestmatsch gestartet hatten.

Im nördlichen Bundesstaat Anzoategui wurde ein Studentenführer bei einer Versammlung an seiner Universität aus nächster Nähe erschossen.

Landesweite Kundgebungen

Die Studenten hatten für Donnerstag zu landesweiten Kundgebungen gegen Maduro aufgerufen. In Caracas marschierten hunderte Demonstranten an der Zentraluniversität, der größten Universität des Landes, los. Sie kamen jedoch nicht weit: Direkt vor dem Campus wurden sie von den Einsatzkräften gestoppt. Polizei und Nationalgarde setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, einige Demonstranten warfen Steine und Brandsätze zurück. "Wir sind Studenten, keine Terroristen", skandierten die Demonstranten.

Einer anderen Gruppe von Studenten war es zuvor gelungen, zum Sitz der venezolanischen Bischofskonferenz in Caracas vorzudringen, um eine Botschaft an die katholische Kirche und Papst Franziskus abzugeben. "Wir werden getötet, Venezuela ist eine Diktatur", erklärte Santiago Acosta von der katholischen Andrés-Bello-Universität.

Auch an anderen Universitäten in Venezuela starteten Demonstrationszüge. Im nördlichen Bundesstaat Anzoategui wurde der 33-jährige Studentenführer José López Manjares bei einer Versammlung an seiner Universität erschossen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Schütze habe aus nächster Nähe mehrere Schüsse auf den jungen Mann abgegeben, anschließend sei der Täter auf einem Motorrad geflüchtet.

Weitere Verletzte

Drei weitere Menschen wurden den Angaben zufolge bei dem Vorfall verletzt. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Ob die Tat in Zusammenhang mit den Protesten gegen Maduro steht, war zunächst unklar.

Die Lage in Venezuela ist derzeit äußerst angespannt. Regierungsgegner laufen Sturm gegen die Ankündigung des sozialistischen Staatschefs, eine neue Verfassung ohne Beteiligung des Parlaments ausarbeiten zu lassen. Seit dem Beginn der Protestwelle Anfang April wurden nach jüngsten Angaben der Behörden 35 Menschen getötet und mehr als 700 weitere verletzt.

Für Samstag haben die Regierungsgegner im Zentrum von Caracas zu Frauenprotesten aufgerufen. Die konservative und rechtsgerichtete Opposition kämpft für vorgezogene Parlamentswahlen und eine Volksabstimmung über die Absetzung des Staatschefs, dessen Mandat regulär im Jänner 2019 endet.

Schwere Wirtschaftskrise

Die Demonstranten machen Maduro zudem für die schwere Wirtschaftskrise in dem ölreichen südamerikanischen Land verantwortlich. Die Inflation wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds in diesem Jahr auf 720 Prozent steigen. Die Versorgungslage ist dramatisch. Nahrungsmittel, Medikamente sowie Dinge des täglichen Bedarfs wie Toilettenpapier und Seife werden vielerorts knapp. Immer wieder gibt es Plünderungen.

In Umfragen sprechen sich mittlerweile 70 Prozent der Befragten gegen Maduro aus, der nach dem Tod seines Vorgängers Hugo Chávez 2013 die Staatsführung übernommen hatte. Der Sozialist wird jedoch nach wie vor vom mächtigen Militär unterstützt. Die derzeitigen Unruhen sind die schwersten seit 2014, als bei Protesten gegen Maduro 43 Menschen getötet wurden. (APA, 5.5.2017)