Für Österreichs Felder wurden im Vorjahr 5.000 neue Traktoren zugelassen, 36 Prozent weniger als 2012. Der Markt für Landtechnik verlor weiter an Kraft.

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Wien – Die Zahl der Bauern sinkt, jene ihrer Traktoren auch. Innerhalb von drei Jahren brach der Bedarf nach ihnen in Österreich um mehr als ein Drittel ein. 5.000 wurden im Vorjahr neu zugelassen, zu guten Zeiten waren es jährlich fast 8.000. Es waren vor allem die niedrigen Agrarpreise, die die Einkommen der Landwirte 2016 drückten und kaum Spielraum für Investitionen ließen. Und das bekommen auch ihre vorgelagerten Lieferanten zu spüren. Der wohl größte ist die Raiffeisen Ware Austria.

Kaum eine ländliche Gemeinde in Österreich, in der keines ihrer Lagerhäuser seit Jahrzehnten verwurzelt ist. Ihre wuchtigen Getreidesilos prägen zum Missfallen der Anrainer ganze Landstriche, während ihr wirtschaftlicher Arm entlang der Donau weit nach Zentral- und Südosteuropa hinein reicht.

Anhaltender Strukturwandel

Das anhaltende Bauernsterben, derzeit angefacht durch den Preisverfall vieler ihrer Produkte, könne der RWA aber nichts anhaben, versichert ihr Vorstandschef Reinhard Wolf: Der Strukturwandel sei nicht neu. Die bewirtschaftete Fläche bleibe letztlich ja die gleiche, sie werde zudem vielerorts noch intensiver genutzt als früher.

Bediente die RWA einst nahezu ausschließlich bäuerliche Betriebe, macht sie heute mit der Landwirtschaft nur noch geschätzt gut die Hälfte des Geschäfts. Umsätze in der Landtechnik sind rückläufig. Die Geschäfte mit Bau, Garten und Konsumgütern wachsen.

12.000 Mitarbeiter setzen in Österreichs 1.036 Lagerhäuser mehr als vier Milliarden Euro um. Rein im Baustoffhandel halten die Genossenschaften als Nummer zwei hinter Obi einen Marktanteil von 21,9 Prozent, errechnete Kreutzer Fischer & Partner. Der Niedergang von Baumax ließ ihre Marktmacht wie auch jene aller anderen Mitbewerber steigen. Der Gesamtumsatz der Lagerhäuser schmolz aufgrund der geringeren Energie- und Agrarpreise zwar um 3,6 Prozent, Filialen der Franchisenehmer legten jedoch zu. Marktforscher Andreas Kreutzer sieht sie von Beratungskompetenz und vom handwerklichen Geschick ihrer Kunden profitieren: Anders als in der Stadt sterbe der gute Heimwerker auf dem Land nämlich nicht aus. Als Stütze erweist sich aus seiner Sicht auch die höhere Mechanisierung der Landwirte: So manch Mähdrescher etwa spiele mittlerweile alle technischen Stückerln.

Neue riesige Siloanlagen

Der Konzern der RWA verbuchte 2016 ein Umsatzminus von sieben Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis schmolz um ein Fünftel auf 19 Millionen. Wolf macht dafür neben niedrigen Preisen teure Logistik in Ungarn verantwortlich: Auf der Donau habe sich wenig verschiffen lassen. 33 Millionen fließen nun in neue Lager. In Aschach stampfte die RWA eine der größten Siloanlagen Mitteleuropas aus dem Boden. (vk, 4.5.2017)