Künstlerische Darstellung von Vouivria damparisensis bei der Jagd auf saftige Pflanzen.

Illustration: Imperial College London/ Chase Stone

Paris/ London – Rund 160 Millionen Jahre lag es in der Erde, ehe es entdeckt wurde – und dann noch einmal mehr als 80 Jahre im Museum, bis Wissenschafter nun herausfanden, wie bedeutsam das Fossil ist: Es handelt sich um die ältesten bekannten Überreste eines Dinosauriers aus der Gruppe der Titanosauriformes, zu denen auch die Brachiosauridae zählen.

Gefunden wurde das Fossil in den 1930er Jahren in der französischen Gemeinde Damparis in Frankreich, damals wurde es allerdings nicht als eigenständige Art erkannt und landete im Museum National d'Histoire Naturelle in Paris. Erst jetzt brachte eine neuerliche Untersuchung durch Wissenschafter des Imperial College London ans Licht, was hier seit Jahrzehnten verstaubte: Wie sie im Fachblatt "Peer J" berichten, handelt es sich bei dem Exemplar um einen bislang unbekannten Vertreter der Brachiosauridae, der nun den wissenschaftlichen Namen Vouivria damparisensis trägt. Der Name leitet sich von Vouivre, der französischen Bezeichnung für den mythologischen Drachen Wyvern, ab.

Nach Angaben der Forscher dürfte der Dinosaurier zu Lebzeiten rund 15 Tonnen gewogen und mehr als 15 Meter lang gewesen sein. Seine gleich langen Beine und der lange, weggestreckte Hals führten zu einem giraffenartigen Erscheinungsbild. "Vouivria war ein Pflanzenfresser, der alle Arten von Vegetation konsumierte – etwa Farne und Nadelbäume", sagte Philip Mannion vom Imperial College London.

Weite Verbreitung

Vouivria damparisensis lebte im Oberjura vor rund 160 Millionen Jahren – zu einer Zeit, als das heutige Europa noch aus einer Reihe von Inseln bestand, so Mannion. "Wir wissen nicht, woran dieses Tier starb – doch der Fund liefert uns heute wichtige Informationen zur Evolution der Brachiosauridae und der großen Gruppe der Titanosauriformes, zu denen sie gehörten."

Die Titanosauriformes bildeten eine vielfältige Gruppe von sauropoden Dinosauriern und zählten zu den größten Lebewesen, die je an Land existierten. Sie lebten vom Oberjura bis zum Ende der Kreidezeit. Die Forscher vermuten, dass sie in der Unterkreide vor allem in den heutigen USA und in Afrika verbreitet waren, während sie im heutigen Europa bereits ausgestorben waren.

Entgegen bisheriger Annahmen schließen Mannion und Kollegen jedoch aus, dass die Titanosauriformes bis nach Südamerika kamen: Der Fund eines Padillasaurus genannten Fossils in den 1990er Jahren in Kolumbien galt bislang als einziger Beleg dafür. Der Vergleich mit Vouivria damparisensis zeigt nach Ansicht der Forscher aber eindeutig, dass der Padillasaurus doch nicht zu den Brachiosauridae gehörte. Nun hoffen die Forscher, durch weitere Funde noch mehr Licht in die Geschichte dieser einstigen Riesenvegetarier zu bringen. (red, 7.5.2017)