Heiße Eisen mit vielen Pferdestärken. Vor der Pankl-Niederlassung in Los Angeles wird auch gehörig Lärm gemacht.

Foto: Regina Bruckner

Los Angeles / Wien – Schnelle Autos und Motorräder sind Männersache. Zumindest wenn es darum geht, 9000 Pferdestärken unter bewundernden Blicken der Zaungäste aufjaulen zu lassen. Racing-Tag bei Pankl in Los Angeles ist eine Art Feiertag. Nicht in dem Sinne, dass nicht gearbeitet wird. "Die Pause ist vorbei", deutet ein blau gewandeter Vorgesetzter seinen Jungs. Diese trennen sich nur schwer von den aufgemotzten Gefährten, die Trucks und Rennwägen ähneln und rund um das Firmengelände nahe dem Flughafen drapiert sind.

Die steirische Pankl Racing Systems mit Firmensitz in Bruck an der Mur produziert im kalifornischen Werk mit rund 140 Mitarbeitern Kolben und Pleuelstangen. Verbaut werden diese in Renn- und Luxuswagen von Mercedes, Ferrari, McLaren, aber auch in den Zweirädern der oberösterreichischen Motorradschmiede KTM, die 92 Prozent an Pankl hält.

Österreicher in den USA

Die Steirer sind nur eine von rund 700 Austrofirmen, die derzeit mit Niederlassungen in den USA vertreten sind, ein Drittel von ihnen mit Produktionsstätten. Voestalpine gehört ebenso dazu wie der Kranbauer Palfinger, Seilbahnbauer Doppelmayr, Ziegelhersteller Wienerberger, Red Bull oder AVL List. Insgesamt beschäftigen sie 35.000 Mitarbeiter. Eine erkleckliche Zahl, wie der österreichische Außenhandelsdelegierte Rudolf Thaler meint.

Thaler, seit sieben Jahren österreichischer Wirtschaftsdelegierter an der US-Westküste, findet aber, dass zu den 70 dort tätigen Österreichern durchaus noch mehr dazukommen könnten. Denn wer auf diesem Markt bestehen könne, schaffe es wohl überall.

Was die Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten Donald Trump hinsichtlich seiner Wirtschaftspolitik betrifft, so ist nicht nur Thaler abwartend gespannt. "Die Stimmung ist nicht zu negativ, wir werden sehen, ob die getroffenen Aussagen zum Thema Zölle in Kraft treten", sagt etwa auch die gebürtige Oberösterreicherin Sonia Zierhut. Zierhut tritt derzeit beruflich etwas kürzer, um ihren jüngsten Spross zu betreuen.

Bei Pankl Racing Systems verantwortet sie den Bereich Geschäftsentwicklung. Davor leitete sie die US-amerikanische Pankl-Division Aerospace. Diese liefert Rotorwellen an die US-Hubschrauber-Produzenten Sikorsky und Bell sowie Eurocopter. Ohne einen Sitz vor Ort wäre eine solche Art von Geschäften gar nicht zu betreiben, ergänzt Pankl-Manager Herwig Preinsberger: "Als europäische Firma würden wir nie die erforderlichen Genehmigungen und Zulassungen erhalten."

Geringere Lohnnebenkosten

Das Lohnniveau in Kalifornien ist ähnlich wie jenes in Österreich, sagt Zierhut. Der Stundenlohn für hochqualifizierte Mitarbeiter, die auch komplexe Maschinen bedienen können, sogar höher. Die Nebenkosten sind allerdings geringer. Was Zierhut auch anmerkt: Das Ausbildungssystem in Österreich sei besser, allerdings würden US-Mitarbeiter deutlich seltener ausfallen.

Auch für AVL List gibt es einen guten Grund, neben dem Hauptquartier in Österreich in Los Angeles eine kleine Niederlassung mit 20 Mitarbeitern zu betreiben, sagt deren Chef Phillip Schnell. Kalifornien sei derzeit in Sachen E-Mobilität und alternative Energie einer der heißesten Plätze: "Für Firmen gibt es viele Fördermaßnahmen."

In Sachen Batteriemanagement-Entwicklung ist die kalifornische AVL-Truppe nur ein kleines Rädchen, denn an den Entwicklungsprojekten sind sowohl Teams in Graz als auch Mitarbeiter in Michigan und nicht zuletzt jene im deutschen Regensburg beteiligt. In der schmucklosen Garage steht ein roter Golf, zwei bis drei Monate wird er hier bleiben, bis man die richtigen Schlüsse gezogen hat, sagt Karl Slama.

Der Steirer testet hier Elektroantriebe. Energiefluss, Bremssystem, Fahrzeugstabilität, jeder Faktor muss auf die neue Antriebstechnik abgestimmt werden. Trumps Haltung zum Klimawandel könnte die Branche durchaus bremsen, glaubt der Techniker. Allerdings nur vorübergehend. Aufzuhalten sei die Entwicklung Richtung klimafreundlicher Antriebe nicht. Abwarten, das gilt auch hier. (Regina Bruckner, 5.5.2017)