Wem dieses Bild der Kleinen Magellanschen Wolke noch nicht groß genug ist, der findet hier eine Version, in die man einzoomen kann.

Foto: ESO/VISTA VMC

Heidelberg/Padua – Die beiden Magellanschen Wolken sind in jüngerer Vergangenheit ins Gerede gekommen: Traditionell werden sie als Satellitengalaxien der Milchstraße betrachtet. Immer mehr Astronomen liebäugeln aber inzwischen mit der Hypothese, dass sie unsere Heimatgalaxie passieren werden. Sie seien nur vorübergehend im Umfeld der Milchstraße eingeschwenkt und könnten sich beizeiten wieder von ihr lösen.

Bei der kleineren der beiden "Wolken" handelt es sich um eine irregulär geformte Zwerggalaxie, die einige 100 Millionen Sterne umfasst und nur etwa 200.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist. Von ihr gibt es nun das bislang größte jemals erstellte Infrarotbild, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet.

Der lästige Staub

Trotz der zu Beobachtungen verlockenden Nähe der Zwerggalaxie zur Milchstraße legen sich Astronomen Hindernisse in den Weg – deren größtes ist der interstellare Staub. Riesige Wolken aus winzigen Staubkörnern streuen und absorbieren einen Teil der Strahlung, die von den Sternen innerhalb der Galaxien abgegeben wird, insbesondere das sichtbare Licht. Und die Kleine Magellansche Wolke enthält jede Menge Staub.

Hier kommen Infrarottekeskope wie VISTA ("Visible and Infrared Survey Telescope") ins Spiel. Infrarotstrahlung kann den interstellaren Staub deutlich leichter durchqueren als das sichtbare Licht, was Erkenntnisse über neu entstandene Sterne innerhalb der Staub- und Gaswolken ermöglicht.

Einblicke und Erkenntnisse

Im Rahmen des VISTA Survey of the Magellanic Clouds (VMC) werden die beiden Wolken mitsamt ihrer dreidimensionalen Struktur kartiert. Auf dem aktuellen, im Original 1,6 Gigapixel großen Bild sind neben den Sternen der Zwerggalaxie auch tausende Hintergrundgalaxien und mehrere helle Sternhaufen zu sehen – rechts im Bild etwa der Kugelsternhaufen 47 Tucanae, der der Erde deutlich näher ist als die Kleine Magellansche Wolke.

Die Auswertung der Daten durch ein Team um Stefano Rubele von der Universität Padua führte bereits zu ersten Einblicken in das Entstehen der Zwerggalaxie: Etwa zur Erkenntnis, dass die meisten in ihr enthaltenen Sterne jünger sind als die der größeren Nachbargalaxien. Weitere Ergebnisse sollen folgen. (red, 6. 5. 2017)