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Microsofts Surface Laptop stößt auf starkes Interesse.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere

Was in Europa bislang kaum vorstellbar schien, ist in den USA längst Realität: Chrome OS hat sich zu einem echten Konkurrenten für Microsofts Windows gemausert. Den US-Bildungsmarkt dominiert das Google-System mittlerweile ganz klar, und bei den Absatzzahlen sämtlicher Laptops haben Chromebooks mittlerweile Apple-Rechner überholt.

Windows 10S

Unter diesen Vorzeichen hat Microsoft am Dienstag einen neuen Ableger seines Betriebssystems vorgestellt: Bei Windows 10S handelt es sich um eine abgespeckte Variante des Microsoft-OS, die zentrale Vorteile wie die einfache Wartung und schnelle Startzeiten von Chrome OS kopieren will. Doch weite Teile der US-Tech-Presse schienen weniger an der strategischen Neuausrichtung denn an einem einzelnen Gerät interessiert zu sein.

Surface Laptop

Mit dem Surface Laptop hat Microsoft eine Art Vorzeigegerät für Windows 10S vorgestellt. Während andere Rechner mit dem Cloud-fokussierten System ihr Heil im Billigsegment suchen, setzt Microsoft ganz auf Premium. Und bei den ersten Testern scheint dies hervorragend anzukommen – zumindest was die Äußerlichkeiten anbelangt.

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Eines der Highlights des Surface Laptops ist die mit einem italienischen Stoff namens Alcantara überzogene Handablage.
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"Außergewöhnlich gut aussehend" oder auch "herrlich" sind jene Attribute, mit denen der Surface Laptop von jenen bedacht wird, die ihn schon ausprobieren konnten. Vor allem für die Idee, die Handablage mit Stoff zu gestalten, erhält Microsoft viel Lob, da sich die Oberfläche beim Tippen deutlich bequemer und vor allem weniger kalt anfühlt, als es bei Metallgehäusen typischerweise der Fall ist. Verblüffend sei auch, dass sich der Microsoft-Laptop problemlos mit einer Hand öffnen lasse, wie "The Verge" betont.

Screen

Bei "Arstechnica" streicht man wiederum den "beeindruckenden" 13,5-Zoll-Bildschirm heraus, der eine Auflösung von 2.256 x 1.504 Pixel bietet und ein sehr helles und scharfes Display. Windows-Experte Paul Thurrott zeigt sich generell vollauf begeistert von dem Gerät: Der Surface Laptop übernehme alles, was am Surface Book richtig gewesen sei, verbessere den Rest – und das auch noch zu einem niedrigeren Preis.

Kritik

Andere Tester sehen die Funktionalität hingegen nicht ganz so uneingeschränkt positiv. So kritisiert etwa "Engadget" das Fehlen von USB-C-Anschlüssen, wie sie bei anderen Herstellern mittlerweile zum Standard geworden sind. Ein einzelner USB-3.1-Port sowie ein Mini-Display-Port-Anschluss sei etwas gar dürftig. Bei "Arstechnica" wirft man zudem generelle Fragen auf: So nett der Surface Laptop auch sein mag, gebe es in diesem Bereich doch viel Konkurrenz durch andere Hersteller. Im Endeffekt sei das Gerät einfach ein weiterer neuer Laptop – mehr aber auch nicht.

Surface

Apple

Deutlich besser sieht man die Chancen des neuen Geräts bei Bloomberg, und zwar auch gar nicht so sehr im Wettbewerb mit Google. Vielmehr sei der Surface Laptop ein Angriff auf Apple, dem mittlerweile selbst von eingeschworenen Fans vorgeworfen wird, die Mac-Linie zu vernachlässigen. Mit seiner langen Akkulaufzeit – Microsoft spricht von 14,5 Stunden – und der hohen Performance sei das neue Gerät ein direkter Konkurrenten zum Macbook.

Zielrichtung?

Diese Betrachtungsweise wirft aber auch eine andere Frage auf, nämlich an wen sich der Surface Laptop eigentlich richtet. Als Chromebook-Konkurrent ist er mit einem Startpreis von 1.150 Euro einfach zu teuer, unter diesem Blickpunkt erinnert der Laptop an Googles eigenes Chromebook Pixel, das ebenfalls auf High-End setzte, aber eben vor allem als Vorzeigegerät und nicht als Produkt für den Massenmarkt gedacht war.

Auswahl

Will Microsoft hingegen den restlichen Laptop-Markt attackieren – und hier vor allem Apple –, ist das mitgelieferte Windows 10S samt seiner Beschränkung auf Apps aus dem Windows Store die zentrale Hürde. Aktuell heißt dies etwa, dass Edge der einzige zur Verfügung stehende Browser ist, was so manche Interessenten abschrecken dürfte. Dies führt interessanterweise dazu, dass auf Chromebooks mit Android-Support das App-Angebot wesentlich größer sein dürfte.

Dieser Zwiespalt scheint Microsoft auch durchaus bewusst zu sein, also bietet man um 49 US-Dollar ein Upgrade auf ein volles Windows 10 Professional an – womit allerdings auch wieder zentrale Vorteile des Systems in Hinblick auf Sicherheit oder Performance verlorengehen.

Bei all dem bleibt aber auch eines klar: Derzeit ist einfach noch nicht klar, wie stark sich die Beschränkungen von Windows 10S im Alltag wirklich zeigen. Insofern gilt es also noch abzuwarten, bis die ersten Tester mehr Zeit mit dem neuen System verbringen. (red, 3.5.2017)