Dominic Thiem, achtfacher Turniersieger, lebt den Traum.

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Wien – Es ist natürlich nicht so, dass die Unicredit Bank Austria aufgrund dieses profitablen Geschäftes ein paar Filialen mehr zusperrt. Jedenfalls hat sich das Unternehmen langfristig Dominic Thiem geangelt, der ist im Tennis ein großer Fisch geworden. Und das Institut hat ihn beim Kaiserwasser in Wien als neuen Markenbotschafter vorgestellt.

Der Vorstandsvorsitzende Robert Zadrazil war und ist rundum begeistert, in absehbarer Zeit werden TV-Spots laufen, Fußballer David Alaba bekommt Konkurrenz. Thiem sagte, dass sein Großvater bei der Bank Austria gearbeitet hat, vor der Globalisierung, ohne Unicredit. Thiems sportlicher Erfolg ergibt einen wirtschaftlichen, er sei dem 23-Jährigen vergönnt.

Seit fast einem Jahr rangiert er nun bereits in den Top Ten, am Sonntag hat er das Finale von Barcelona gegen Rafael Nadal verloren. Damit kann er leben, weil er damit leben muss. Nun trainiert er drei Tage in der Südstadt, Jürgen Melzer ist Sparringpartner. Thiem lehnt Pausen ab, er verspürt den Drang zu Perfektion.

Was er weiß

Die Nadal-Partie wird er sich ein paar Mal anschauen, das gehört zur Analyse. Was er ohnedies weiß: "Ich muss meinen Return verbessern." Als Nummer neun könne er seinen eigenen, unverwechselbaren Weg beschreiten. "Man schaut dennoch, was die anderen, die Allerbesten, machen." Im ersten Satz konnte er mit Nadal mithalten (4:6), im zweiten nicht (1:6). Erkenntnis: "Prinzipiell reicht meine Power, um jeden in Bedrängnis zu bringen. Was fehlt, ist Konstanz."

Im Halbfinale am Vortag hatte Thiem den Weltranglistenersten Andy Murray in drei Sätzen geschlagen. "Da hat es gereicht. Die zwei Spiele binnen kurzer Zeit waren eine wichtige Erfahrung." Thiem, der Selbstkritik auf hohem Niveau übt, giert nach Duellen mit den Nadals dieser Welt. "Nur so kannst du dich weiterentwickeln, die fighten vom ersten bis zum letzten Punkt mit gleicher Intensität, stecken nie auf."

Noch kein Weltstar

Um die größten Aufgaben serviert zu bekommen, müssen logischerweise davor die kleineren gelöst werden. Auch da sieht Thiem Reserven. "Ich muss gegen Leute, die hinter mir liegen, noch konstanter und konsequenter werden, darf die Kräfte nicht vergeuden."

Thiem kommt in der Szene bestens an. Die Topstars reißen sich um Trainingseinheiten mit dem Niederösterreicher, er ist längst ein Maßstab geworden. Sein Trainer Günter Bresnik sagt: "Er ist authentisch, sympathisch, ehrgeizig, hat Wucht in den Schlägen. Weltstar ist Dominic aber noch keiner." Dazu bedarf es eines ganz großen Titels, vulgo Grand Slam. Davon träumt Thiem, die French Open bieten sich aufgrund des Belags Sand an. Trotz Nadal. Zu den Mitfavoriten zählt er, was Bresnik aber für "Schwachsinn" hält. "Er hat ja noch Zeit." In der nächsten Woche spielt er in Madrid, es folgt Rom, zwei Klassiker. Als Vorbereitung auf die French Open sieht Thiem die Turniere nicht. "Dafür sind sie viel zu groß." (Christian Hackl, 2.5.2017)