Im Mai zu beobachten: Das massenhafte Aufkommen der Gärtner in den Gärtnereien und Bauhäusern.

Illustration: Dennis Eriksson

Glaubt man den Wikipedia-Autoren, so führte Karl der Große im 8. Jahrhundert den Namen Wonnemond für den Monat Mai ein. Seinerzeit sprach man jedoch Althochdeutsch, das damals wahrscheinlich Neuhochdeutsch genannt wurde, und vom Wonnemond als "Wunnimanot". Wunnimanot bedeutet Weidemonat und sollte darauf hinweisen, dass man in diesem Monat das Vieh wieder auf die Weide treiben könne.

Doch hier irren die Wikipedia-Autoren gewaltig, denn nach Lawn, Grass & Wiesenfeld steht Wunnimanot nicht für das Treiben des Viehs hinaus auf die Weide, sondern für das massenhafte Aufkommen der Gärtner in den Gärtnereien und Bauhäusern des jeweiligen Landes. Dem Vieh nicht unähnlich, stehen sie in den Verkaufsgängen und Planetarien, starren vor sich hin und hinterlassen statt duftender Fladen an den Kassen Stapel an Scheinen. Sie haben viel zu tun im Wunnimanot.

Forke und Schaufel

Da gehört einmal der Komposthaufen umgesetzt. Die höheren Temperaturen wirken wie ein Katalysator auf das im Kompost lebende Mikrobiom und beschleunigen dessen Tätigkeiten, die der Rotte dienen. Dazu bedarf es in erster Linie einer Forke, in zweiter Linie einer Schaufel. Die gibt es im Kombipack im Angebot, juhu!

Als Nächstes braucht der Gartler eine Gießkanne, wird es im Mai doch schon so heiß, dass ein regelmäßiger Wasserguss die Keimlinge am Keimen hält. Paprika, Paradeiser und diverse weichlaubige Kräuter dürfen auch ins Einkaufswagerl, die Temperaturen sollten so weit passen. Der Rasen will regelmäßig, sprich: mindestens zweimal pro Woche, gemäht werden – und etwaige kahle Stellen müssen per Saatgut aufgeforstet werden. Saatgut ins Einkaufswagerl, check.

Kupferkramperl

Für das nun regelmäßige Mulchen zwecks Unkrautüberhangvorbeugungsmaßnahme und Verweildauererhöhung der Feuchtigkeit im Boden braucht der Gartler ein neues Kramperl. Er gönnt sich ein handgeschmiedetes aus Kupfer.

In die gut bearbeitete Scholle kann er dann die angekauften Samen streuen: Nach den Eisheiligen bieten sich Brokkoli, Karotte, rote Rübe und Stangensellerie unter den Gemüsen an. Aber auch Kohlsprossen, Kohl und Spitzkraut gehören bereits ausgesät, möchte man im Herbst nicht verhungern.

Voll Wollust greift der Gärtner auch bei den Abverkäufen zu: Sämtliche Frühlingsblüher, von den Primeln bis zu den Narzissen, gibt es jetzt beinahe geschenkt beziehungsweise einem nachgeworfen.

Im Mai ist die Zeit ideal, bereits an den nächsten März zu denken und diesem ein paar weitere Farbtupfer, meist in Zwiebelform, zu verpassen. "So muss Wunnimanot!" steht auf Werbetransparanten und Prospekten. Dann wird es wohl so sein. (Gregor Fauma, RONDO, 16.5.2017)